Notwendigkeit der Schutztruppe <span class="pagenumber">[182]</span>

138 Das Gegenteil trifft zu. Die Rechtslastigkeit der deutschen Justiz zeigte sich schon in der Ahndung der politisch motivierten Morde zu Beginn der Weimarer Republik, als linke Täter – ihre Zahl war vergleichsweise gering – ungleich härter bestraft wurden als ihre ideologischen Gegner auf der radikalen Rechten. Dabei hatten Letztere ungleich mehr Verbrechen zu verantworten. Auch nach 1923 sollte sich an diesem Trend nichts ändern. So behandelte etwa die deutsche Justiz seit Mitte der 1920er Jahre die KPD als hochverräterische Organisation; ihr staatsfeindlicher Charakter galt generell als »gerichtsbekannt«. Umgekehrt musste »der gleiche Charakter der NSDAP im Einzelfall erst festgestellt werden, um eine Bestrafung zu ermöglichen«. Am 10. 5. 1929 wurde der Rote Frontkämpferbund verboten, sodass die KPD während der Endphase der Weimarer Republik – im Gegensatz zu vielen anderen Parteien – zumindest offiziell über keinen Wehrverband verfügte. Zwar behauptete Oberreichsanwalt a. D. Ludwig Ebermayer im Jahr 1930, dass »man nie daran gedacht« habe, »in politischen Prozessen nach rechts und nach links mit verschiedenem Maß zu messen«. Wenn von den kommunistischen Angeklagten »mehr ›zur Strecke gebracht wurden‹ als von der anderen Seite«, so habe »es einzig und allein an ihrer größeren Aktivität« gelegen. Doch sprechen die historischen Fakten eine deutlich andere Sprache.

Vgl. Gusy, Weimar, S. 354 – 363, Zitat S. 178; Hannover/ Hannover-Drück, Justiz, Zitat S. 28; Schuster, Frontkämpferbund, S. 193 – 238; Angermund, Richterschaft, bes.S. 19 – 44; Anm. 130 in diesem Kapitel.

139 Eine Anspielung auf die »Weimarer Koalition« aus SPD, Zentrum und DDP, die sich freilich klar gegen die linksradikalen Kräfte positioniert hatte. Allerdings lässt sich unter bürgerlichen Intellektuellen tatsächlich die realpolitische Überzeugung nachweisen, eine konstruktive Politik ohne Einbeziehung der demokratischen Arbeiterparteien sei auf Dauer unmöglich. Charakteristisch hierfür ist etwa ein Tagebucheintrag Thomas Manns vom 3. 3. 1919: »Für die [Arbeiter und Soldaten-]‹Räte‹, sofern sie sich die [Erich] Mühsam[s] vom Leibe halten, bin ich im Grunde auch. Den bloßen Parlamentarismus kann ich nicht wollen. Es kommt ja gerade darauf an, ›etwas neues‹ in politicis zu erfinden, und zwar etwas Deutsches.«

Vgl. Winkler, Revolution, S. 137 f.; Schulze, Weimar, S. 71 f.; Mann, Tagebücher, Bd. 1, Zitat S. 166; Kap. I/11, Anm. 127.

derttausenden#1930: Hunderttausenden ersetzt durch: insgesamt Tausenden von Jahren an Zuchthaus- und Gefängnisstrafen und blutigster#1939: blutigster ersetzt durch: blutigsten;
1944: blutigster Maßnahmen, die er in zahllosen Fällen über die Kämpfer der ihn bedrohenden marxistischen Weltanschauung verhängte137 dennoch zu einer fast vollständigen Kapitulation gezwungen.138 (Auch dies wird der normale bürgerliche Staatsleiter ableugnen wollen, selbstverständlich ohne daß er zu überzeugen vermag.)

Der Staat aber, der am 9. November 1918 vor dem Marxismus bedingungslos zu Kreuz#1937: Kreuz ersetzt durch: Kreuze kroch, wird nicht plötzlich morgen als dessen Bezwinger auferstehen, im Gegenteil: bürgerliche Schwachköpfe auf Ministerstühlen faseln heute bereits von der Notwendigkeit, nicht gegen die Arbeiter zu regieren139, wobei ihnen unter dem Begriff »Arbeiter« der Marxismus vorschwebt. Indem sie aber den deutschen Arbeiter mit dem Marxismus identifizieren, begehen sie nicht nur eine ebenso feige wie verlogene Fälschung an der Wahrheit140, sondern sie versuchen, durch ihre Motivierung ihr eigenes Zusammenbrechen vor der marxistischen Idee und Organisation zu verbergen.

Angesichts dieser Tatsache#1939: Tatsache ersetzt durch: Tatsachen;
1944: Tatsache aber, nämlich der restlosen Unterwerfung des heutigen Staates unter den Marxismus, erwächst der nationalsozialistischen Bewegung erst recht die Pflicht, nicht nur geistig den Sieg ihrer Idee#1944: Idee ersetzt durch: Ideen vorzubereiten, sondern auch deren Verteidigung gegenüber dem Terror der siegestrunkenen Internationale141 selbst zu übernehmen.

Ich habe bereits geschildert, wie aus dem praktischen Leben heraus sich langsam in unserer jungen Bewegung ein Versammlungsschutz bildete, wie dieser allmählich den Charakter einer bestimmten Ordnertruppe annahm und nach einer organisatorischen Formung strebte.142

So sehr das dann#1937: So sehr das dann ersetzt durch: Sosehr dann das;
1939: So sehr das dann allmählich entstehende Gebilde äußerlich einem sogenannten Wehrverbande gleichen mochte, so wenig#1937: so wenig ersetzt durch: sowenig;
1939: so wenig war es damit zu vergleichen.

Wie schon erwähnt, hatten die deutschen Wehrorganisationen keinen eigenen bestimmten politischen Gedanken.143 Sie waren wirklich nur Selbstschutzverbände von mehr oder minder zweckmäßiger Ausbildung und Organisation, so daß sie eigentlich eine illegale Ergänzung der jeweiligen legalen Machtmittel des Staates darstellten.144