Das Ziel der Außenpolitik: die Freiheit für morgen <span class="pagenumber">[263]</span>

10 Schon in den programmatischen Texten der DAP spielte Außenpolitik nur eine Nebenrolle. Priorität hatten gesellschaftspolitische Fragen, etwa die Sicherstellung gleicher Rechte und Pflichten aller Staatsbürger (unter Ausschluss der Juden), allgemeine körperliche »Ertüchtigung« und bessere Bildungs- und Aufstiegschancen für Arbeiter. Auch im »25-Punkte-Programm« der NSDAP vom 24. 2. 1920 berührten nur die ersten drei Punkte außenpolitische Themen. Der Völkische Beobachter begann hingegen schon ab dem 1. 1. 1921 – nur zwei Wochen nachdem die NSDAP das Blatt erworben hatte –, die Kolumne »Außenpolitische Rundschau« zu publizieren. Hitlers eigene außenpolitische Vorstellungen konkretisierten sich in den Jahren 1919 – 1923 zunehmend; das betraf auch seinen Antisemitismus, der nun durch den Mythos der »jüdischen Weltverschwörung« eine internationale Dimension erhielt. Gleichzeitig gab es in der frühen NSDAP starke Differenzen über die Beziehungen zu Italien, Großbritannien und Russland. Mein Kampf war nicht zuletzt ein Versuch Hitlers, sein eigenes, auch parteiintern umstrittenes außenpolitisches Konzept durchzusetzen. Über eigene außenpolitische Gremien verfügte die frühe NSDAP zwar noch nicht; sie bemühte sich aber, konspirative Kontakte ins Ausland zu knüpfen, etwa zu den Putschisten in Ungarn um Miklós Horthy und zum Führer der italienischen Faschisten, Benito Mussolini.

Vgl. Drexler, Erwachen, bes.S. 25; Mommsen (Hrsg.), Parteiprogramme, S. 547 – 550; Schubert, Anfänge, S. 30, 55 f., 70, 97 f.; Kuhn, Programm, bes.S. 32 – 39; Phelps, Hitler (1972), S. 12; Thoss, Ludendorff-Kreis, S. 351 – 482; Hoensch, Geschichte (1984), S. 99 – 106; Kap. I/2, Anm. 219; Kap. II/1, Anm. 46; Anm. 107, 108, 112, 124 in diesem Kapitel.

13 Die NSDAP zählte Anfang 1920 nur rund 200 Mitglieder. Bis zur Jahreswende 1920/21 stieg die Zahl auf etwa 3.000, ein Jahr später auf knapp 6.000. Die Mitgliederzahl wuchs sprunghaft an, als sich nach dem Erlass des Republikschutzgesetzes viele Mitglieder aus nun verbotenen Kampfbünden und rechtsradikalen Verbänden der NSDAP anschlossen – zu nennen ist hier vor allem der Deutschvölkische Schutz- und Trutzbund. Bedeutsam war zudem der Beitritt der Nürnberger Gruppe der Deutschsozialistischen Partei unter Julius Streicher. Dadurch konnte die NSDAP auch in Nordbayern Fuß fassen. Seit 1921 existierten zudem erste Ortsgruppen in Norddeutschland. Bis zu ihrem Verbot im November 1923 erreichte die NSDAP schließlich eine Mitgliederzahl von rund 55.000. Nach ihrer Neugründung im Februar 1925 knüpfte die NSDAP relativ rasch an ihren früheren Erfolg an: Ende 1925 zählte sie rund 27.000 Mitglieder, bis 1928 vervierfachte sich diese Zahl. Im September 1930 waren es dann 130.000, im Januar 1933 schließlich fast 850.000 Parteimitglieder.

Vgl. Kater, Party, S. 263; Manstein, Mitglieder, bes.S. 115, 129 – 133; Paul, Aufstand, S. 69, 277; Orlow, Party, S. 18 f., 34, 77; Haar, Sozialstruktur; Büttner, Weimar, S. 197 f., 415 f.; Kap. I/10, Anm. 171; Kap. II/8, Anm. 22.

geordnete Bedeutung besitzen.10 Dies besonders deshalb, weil ja gerade unsere Bewegung immer grundsätzlich die Auf‌fassung vertrat und vertreten muß, daß die äußere Freiheit weder vom Himmel noch durch irdische Gewalten als Geschenk gegeben wird, sondern vielmehr nur die Frucht einer inneren Kraftanstrengung#1929: Kraftanstrengung ersetzt durch: Kraftentfaltung zu sein vermag. Nur die Beseitigung der Ursachen unseres Zusammenbruchs11 sowie die Vernichtung der Nutznießer desselben kann die Voraussetzung zum äußeren Freiheitskampf schaffen.12

Man kann also schon verstehen, wenn aus solchen Gesichtspunkten heraus in der ersten Zeit der jungen Bewegung der Wert der außenpolitischen Fragen gegenüber der Bedeutung ihrer inneren reformatorischen Absichten zurückgesetzt wurde.

Sowie jedoch der Rahmen des kleinen, unbedeutenden Vereines#1933: Vereines ersetzt durch: Vereins geweitet und endlich gesprengt wurde und das junge Gebilde die Bedeutung eines großen Verbandes bekam13, ergab sich auch bereits die Notwendigkeit, zu den Fragen der außenpolitischen Entwicklung Stellung zu nehmen. Es galt, Richtlinien festzulegen, die den fundamentalen Anschauungen unserer Weltauf‌fassung nicht nur nicht widersprechen, sondern#1929: eingefügt: sogar einen Ausfluß dieser Betrachtungsweise darstellen.

Gerade aus dem Mangel an außenpolitischer Schulung unseres Volkes14 ergibt sich eine Verpflichtung für die junge Bewegung, den einzelnen Führern sowohl als der breiten Masse durch großzügige Richtlinien eine Form des außenpolitischen Denkens zu vermitteln, die die Voraussetzung ist für jede einst stattfindende praktische Durchführung der außenpolitischen Vorbereitungen zur Wiedergewinnungsarbeit der Freiheit unseres Volkes sowie einer wirklichen Souveränität des Reiches.

Der wesentlichste#1937: wesentlichste ersetzt durch: wesentliche;
1939: wesentlichste;
1944: wesentliche Grund- und Leitsatz, der bei der Beurteilung dieser Frage uns immer voranleuchten#1929: voranleuchten ersetzt durch: voranschweben;
1930: vorschweben muß, ist der, daß auch die Außenpolitik nur ein Mittel zum Zweck ist#1929: gestrichen: ist, der Zweck aber ausschließlich die Förderung unseres eigenen Volkstums sein muß#1929: sein muß ersetzt durch: ist. Es kann keine außenpolitische Erwägung von einem anderen Gesichtspunkte#1933: Gesichtspunkte ersetzt durch: Gesichtspunkt aus geleitet werden, als dem: Nützt es unserem