Jüdische Dialektik <span class="pagenumber">[64]</span>

219 Der Glaube, die Weltherrschaft bilde – basierend auf Versprechungen im Alten Testament und im Talmud – Ziel- und Endpunkt aller jüdischen Politik war Kernbestandteil antisemitischer Ideologie. Das Bild der »jüdischen Weltherrschaft« basierte auf dem Glauben, es existiere ein für alle Juden verbindliches, »festes jüdisches Welt-Programm«, so Henry Ford in seinem einflussreichen Pamphlet Der internationale Jude (1922). Dieser Mythos war während der Weimarer Republik zentraler Bezugspunkt völkischer Agitation. Angeblich bestätigt wurde er durch die Veröffentlichung der Protokolle der Weisen von Zion Anfang 1920 – einer plumpen Geschichtsfälschung, auf die sich auch Hitler im Kapitel Volk und Rasse (I/11) stützt. Der verlorene Weltkrieg und die Novemberrevolution waren für die völkischen Ideologen Belege dafür, dass »Alljuda« das Deutsche Reich als angeblich wichtigstes Bollwerk gegen seine weltumspannenden Machenschaften gezielt habe zerstören wollen. Diese Vorstellung basierte auf älteren Topoi, wonach – so Theodor Fritsch in seinem Handbuch der Judenfrage – »alle Revolutionen der letzten Jahrhunderte […] vorwiegend den Interessen der Juden gedient« hätten; sie seien von ihnen verursacht und angeführt worden. Entsprechend wurden so unterschiedliche Revolutionen wie jene der Jahre 1789, 1848 und 1917 zu Manifestationen der Interessen des »Weltjudentums« erklärt; sowohl Liberalismus und Kapitalismus als auch Sozialismus und Marxismus bzw. Bolschewismus galten lediglich als Mittel zur Erringung der jüdischen Weltherrschaft. Teil solcher Phantasmen war auch die Vorstellung, die nationale Arbeiterschaft würde durch die – angeblich jüdisch gelenkte – Sozialdemokratie unter der Parole des »Internationalismus« gezielt in die Irre geführt und instrumentalisiert werden für die jüdischen Weltherrschaftspläne. Im Reichswart behauptete etwa Ernst von Reventlow, die meisten Arbeiter bezögen ihr politisches Urteil »von jüdischen und judaistischen Führern«, denen »das Reich und das deutsche Gesamtwohl gleichgültig« und jedes Mittel Recht sei, das sie »dem Ziele der jüdischen Weltherrschaft« näherbringe. Behauptungen wie diese wurden freilich bereits damals kritisiert. Schon 1919 sprach etwa der Journalist Hans Goslar von einem »seltsamen Gemisch von Aberglauben, Unwissenheit und Fälschungen« sowie von »Ritualmord- und Weltbeherrschungsmärchen«. Goslar, von 1919 – 1932 Leiter der Pressestelle des Preußischen Staatsministeriums, sollte den Sieg über diese Ideologie nicht mehr erleben; er starb am 27. 2. 1945 im KZ Bergen-Belsen.

Vgl. Deutscher Sozialist vom 18. 6. 1920, »Bolschewismus und Judentum!«; Der Reichswart vom 26. 3. 1921, »In der Hand der Arbeiter!«; Abwehrblätter vom 29. 4. 1924, »›Jüdische Weltherrschaftspläne‹«; Fritsch (Hrsg.), Handbuch, Zitat S. 328; Goslar, Weltherrschaft, Zitat S. 4; Drexler, Erwachen, S. 37; Eckart, Bolschewismus, S. 21 f., 33 f.; Ford, Jude, Bd. 1, S. 83 – 93, Zitat S. 83; Liebig, Wege, S. 55 f.; Bonhard, Weltherrschaft?, S. 7 f., 16; Auerbach, »Weltjudentum«; Noack, Unbelehrbar?, S. 233 – 237; Heil, Antisemitismus; Horn/ Hagemeister (Hrsg.), Fiktion; Plöckinger, Soldaten, S. 287 f.; Kap. I/5, Anm. 70; Kap. I/11, Anm. 132; Kap. II/7, Anm. 74.

Dies alles hatte nun das eine Gute, daß in eben dem Umfange, in dem mir die eigentlichen Träger oder wenigstens die Verbreiter der Sozialdemokratie ins Auge fielen, die Liebe zu meinem Volke wachsen mußte. Wer konnte auch bei der teuflischen Gewandtheit dieser Verführer das unselige Opfer verfluchen? Wie schwer war es doch mir selber, der dialektischen Verlogenheit dieser Rasse Herr zu werden! Und wie# 1930: Und wie ersetzt durch: Wie vergeblich aber war ein solcher Erfolg bei Menschen, die die Wahrheit im Munde verdrehen, das soeben gesprochene Wort glatt verleugnen, um es schon in der nächsten Minute für sich selbst in Anspruch zu nehmen.# 1929: Punkt ersetzt durch: Ausrufezeichen

Nein. Je mehr ich den Juden kennenlernte, um so mehr mußte ich dem Arbeiter verzeihen.

Die schwerste Schuld lag nun in meinen Augen nicht mehr bei ihm, sondern bei all denen, die es nicht der Mühe wert fanden, sich seiner zu erbarmen, in eiserner Gerechtigkeit dem Sohne des Volkes zu geben, was ihm gebührt216, den Verführer und Verderber aber an die Wand zu schlagen.

Von der Erfahrung des täglichen Lebens angeregt, begann ich nunmehr, den Quellen der marxistischen Lehre selber nachzuspüren. Ihr Wirken war mir im einzelnen klar geworden# 1937: klar geworden ersetzt durch: klargeworden;
1939: klar geworden;
1944: klargeworden , der Erfolg davon zeigte sich mir täglich vor dem aufmerksamen Blicke# 1930: Blicke ersetzt durch: Blick , die Folgen vermochte ich bei einiger Phantasie mir auszumalen. Die Frage war nur noch, ob den Begründern das Ergebnis ihrer Schöpfung, schon in seiner letzten Form gesehen, vorschwebte, oder ob sie selber das Opfer eines Irrtums wurden.

Beides war nach meinem Empfinden möglich.

Im einen Falle war es Pflicht eines jeden denkenden Menschen, sich in die Front der unseligen Bewegung zu drängen, um so vielleicht noch# 1933: noch ersetzt durch: doch das Äußerste zu verhindern, – im anderen# 1930: anderen ersetzt durch: andern aber mußten die einstigen Urheber dieser Völkerkrankheit wahre Teufel217 gewesen sein; denn nur in dem Gehirne eines Ungeheuers – nicht eines Menschen – konnte dann der Plan zu einer Organisation sinnvolle Gestalt annehmen, deren Tätigkeit als Schlußergebnis zum Zusammenbruch der menschlichen Kultur218 und damit zur Verödung der Welt führen muß.219