Band II, Kapitel 7
Das Reich war ohne Zutun des deutschen Bürgertums gezimmert und die Flagge selbst aus dem Schoße des Krieges geboren worden. Somit war sie aber wirklich nur eine Staatsflagge und besaß keinerlei Bedeutung im Sinne einer besonderen weltanschaulichen Mission.
Nur an einer Stelle des deutschen Sprachgebietes war so etwas wie eine bürgerliche Parteifahne vorhanden, in Deutschösterreich. Indem ein Teil des dortigen nationalen Bürgertums die Farben der achtundvierziger Jahre, Schwarz-Rot-Gold71, zu seiner Parteifahne erkoren hatte, schuf es ein Symbol, das, wenn auch weltanschaulich ohne jede Bedeutung, staatspolitisch dennoch revolutionären Charakter trug. Die schärfsten Feinde dieser Fahne Schwarz-Rot-Gold waren damals – dies soll man heute nie vergessen – Sozialdemokraten und Christlichsoziale#1937: Christlichsoziale ersetzt durch: Christlich-Soziale;
1939: Christlichsoziale;
1944: Christlich-Soziale bzw. Klerikale.72 Gerade sie haben damals diese Farben beschimpft und besudelt und beschmutzt, genau so wie sie später, 1918, Schwarz-Weiß-Rot73 in die Gosse zogen. Allerdings war das Schwarz-Rot-Gold der deutschen Parteien des alten Österreichs die Farbe des Jahres 48, also einer Zeit, die phantastisch gewesen sein mochte, allein im einzelnen die ehrlichsten deutschen Seelen als Vertreter besaß, wenn auch unsichtbar im Hintergrund#1937: Hintergrund ersetzt durch: Hintergrunde der Jude als Drahtzieher stand.74 Mithin haben erst der Vaterlandsverrat und die schamlose Verschacherung von deutschem Volk#1930: Volk ersetzt durch: Volke und deutschem Gut diese Fahnen#1944: Gut diese Fahnen ersetzt durch: Gute die Fahne dem Marxismus und dem Zentrum so sympathisch gemacht, daß sie sie heute als höchstes Heiligtum verehren und eigene Banner75 zum Schutze der von ihnen einst bespienen [sic!] Flagge gründen.
So stand bis zum Jahre 1920 tatsächlich dem Marxismus keine Fahne gegenüber, die weltanschaulich den polaren Gegensatz zu ihm verkörpert hätte. Denn wenn sich auch das deutsche Bürgertum in seinen besseren Parteien nach dem Jahre 1918 nicht mehr dazu bequemen wollte, die jetzt auf einmal entdeckte schwarz-rot-goldene#1937: schwarz-rot-goldene ersetzt durch: schwarzrotgoldene;
1939: schwarz-rot-goldene;
1944: schwarzrotgoldene Reichsflagge76 als sein eigenes Symbol zu übernehmen77, so hatte man selbst doch der neuen Entwicklung kein eigenes Programm für die Zukunft entgegenzusetzen, im besten Fall den Gedanken einer Rekonstruktion des vergangenen Reiches.