Die Forderungen hierzu <span class="pagenumber">[360]</span>

58 Die eklatanten Widersprüche, die in der Arbeits- und Sozialpolitik der Nationalsozialisten schon bald sichtbar werden sollten, waren auch Folge eines ambivalenten Modernisierungsprozesses: Maßnahmen, die zur Entwicklung einer modernen Industriegesellschaft und damit zu einer Lockerung traditioneller Rollen- und Milieubindungen beitrugen, wurden durch Ausgrenzung, Zwang und fehlende Mitbestimmungsmöglichkeiten konterkariert. Bereits in den ersten Jahren der NS-Herrschaft war diese Ambivalenz stark ausgeprägt. Der gewaltsamen Zerschlagung der Gewerkschaften und der deutlichen Verschiebung der rechtlichen Rahmenbedingungen zugunsten der Arbeitgeber standen symbolträchtige Maßnahmen wie der arbeitsfreie »Tag der nationalen Arbeit« am 1. Mai sowie soziale Zugeständnisse wie Arbeitsschutzregelungen, Mindesturlaub, Versicherungsleistungen und organisierte Freizeitaktivitäten gegenüber. Gerade die Organisation Kraft durch Freude wurde intensiv zur Propagierung einer klassenübergreifenden deutschen »Volksgemeinschaft« genutzt. Mit Fortdauer des Regimes und vor allem während des Kriegs überwogen dann freilich immer stärker die Kontroll- und Zwangsmaßnahmen.

Vgl. Weisbrod, Arbeitgeberpolitik, S. 146 – 154; Zollitsch, Arbeiter, S. 238 – 245; Bavaj, Ambivalenz, S. 40 – 56, 88 – 95; Gutberger, Bevölkerungsforschung, S. 315 f., 326; Härter, Arbeitspolitik, S. 313 – 317, 325 – 332; Howind, Illusion, S. 26 – 36.

59 Wie in vielen anderen wirtschafts- und arbeitspolitischen Bereichen sollte der spätere NS-Staat auch hier seine Versprechungen nicht einlösen. Bereits vor der Zerschlagung der Gewerkschaften am 2. 5. 1933 wurden verschiedene Gesetze erlassen, welche die Rechte der Arbeiter und Angestellten deutlich einschränkten und damit dem massiven Drängen einiger großer Unternehmen entgegenkamen. Nachdem bereits in verschiedenen Betrieben mit Duldung der Firmenleitungen die gewählten Betriebsräte von Vertretern der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) vertrieben worden waren, wurden am 4. 4. 1933 per Gesetz alle weiteren Betriebsratswahlen ausgesetzt und Kündigungen bei »Verdacht staatsfeindlicher Einstellungen« erleichtert. Arbeitgebervereinigungen blieben hingegen – abgesehen von Maßnahmen gegen jüdische Mitglieder und einzelnen Strukturänderungen – von massiven Eingriffen der neuen Machthaber verschont. Die Wirtschaftspolitik des Regimes stärkte letztendlich die Position der Arbeitgeber: Die NSBO wurde weitgehend entmachtet und in die am 10. 5. 1933 gegründete Deutsche Arbeitsfront eingegliedert, der Arbeitskämpfe untersagt waren. Mit dem Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit vom 20. 1. 1934 wurden die Wahrung des »Arbeitsfriedens« und die »Betriebsgemeinschaft« zu leitenden Prinzipien erhoben. Damit waren Streiks de facto verboten und wesentliche Arbeitnehmerrechte wie der Tarifvertrag beseitigt oder ausgehöhlt. Obendrein wurden die Betriebsräte durch »Vertrauensräte« ersetzt, die keinerlei Mitspracherechte besaßen, sondern nur noch beratende Funktionen hatten.

Vgl. RGBl. 1933/I, S. 161 f.; RGBl. 1934/I, S. 45 – 56; Wengst, Reichsverband; Weisbrod, Arbeitgeberpolitik, S. 146 – 154; Zollitsch, Arbeiter, S. 165 – 167, 210 – 215; Frese, Betriebspolitik, S. 43 f., 90 – 100, 169 f.; Kittner, Arbeitskampf, S. 524 f.; Härter, Arbeitspolitik, S. 318 f., 321 – 325; Frei, Führerstaat, bes.S. 70 – 77; Kap. II/4, Anm. 27; Kap. II/12, Anm. 5, 13, 14, 22.

Der deutsche Arbeiter wird nicht über dem Umwege# 1944: dem Umwege ersetzt durch: den Umweg schwächlicher Verbrüderungsszenen in den Rahmen der deutschen Volksgemeinschaft gehoben, sondern durch bewußtes Heben seiner sozialen und kulturellen Lage, solange bis# 1926: solange bis ersetzt durch: so lange bis die schwersten# 1930: schwersten ersetzt durch: schwerwiegendsten Unterschiede als überbrückt gelten dürfen.58 Eine Bewegung, die sich diese Entwicklung zum Ziele setzt, wird ihre Anhängerschaft dabei in erster Linie aus diesem Lager# 1930: diesem Lager ersetzt durch: dem Arbeiter-Lager;
1937: dem Arbeiterlager zu holen haben. Sie darf auf Intelligenz nur in dem Maße zurückgreifen, in dem diese das zu erstrebende Ziel bereits begriffen und# 1930: gestrichen: begriffen und restlos erfaßt hat. Dieser Umwandlungs- und Annäherungsprozeß wird nicht in zehn oder zwanzig Jahren beendet sein, sondern umfaßt# 1930: umfaßt ersetzt durch: umschließt erfahrungsgemäß viele Generationen.

Der schwerste Grund gegen# 1930: Der schwerste Grund gegen ersetzt durch: Das schwerste Hindernis für;
1944: Das schwere Hindernis für die Annäherung des heutigen Arbeiters an eine# 1930: eine ersetzt durch: die nationale Volksgemeinschaft liegt nicht in seiner standesmäßigen# 1944: standesmäßigen ersetzt durch: standesgemäßen Interessenvertretung, sondern in seiner internationalen volks- und vaterlandsfeindlichen Führung und Einstellung. Die gleichen Gewerkschaften, fanatisch national in politischen und völkischen Belangen geleitet, würden Millionen Arbeiter zu wertvollsten Gliedern ihres Volkstums machen ohne Rücksicht auf die im einzelnen stattfindenden Kämpfe in rein wirtschaftlichen Belangen.

Eine Bewegung, die den deutschen Arbeiter in ehrlicher Weise seinem Volke wiedergeben und dem internationalen Wahn entreißen will, muß auf das schärfste Front machen gegen eine Auffassung# 1930: gestrichen: Auffassung , die# 1930: gestrichen: die vor allem in Unternehmerkreisen herrscht# 1930: herrscht ersetzt durch: herrschende Auffassung , die unter Volksgemeinschaft die widerstandslose wirtschaftliche Auslieferung des Arbeitnehmers dem Arbeitgeber gegenüber versteht, und die in jedem Versuch der Wahrung selbst berechtigtster# 1930: berechtigtster ersetzt durch: berechtigster;
1933: berechtigter [sic!] Interessen der wirtschaftlichen Existenz# 1930: Interessen der wirtschaftlichen Existenz ersetzt durch: wirtschaftlicher Existenz-Interessen;
1937: wirtschaftlicher Existenzinteressen des Arbeitnehmers einen Angriff auf die Volksgemeinschaft sehen will. Eine solche Behauptung ist dann# 1926: gestrichen: dann aber nicht nur unwahr, sondern bewußt verlogen, weil die# 1930: Eine solche Behauptung ist aber nicht nur unwahr, sondern bewußt verlogen, weil die ersetzt durch: Das Vertreten dieser Auffassung stellt das Vertreten einer bewußten Lüge dar; die Volksgemeinschaft# 1930: eingefügt: legt ja nicht nur der einen Seite, sondern auch der anderen gleiche# 1930: gleiche ersetzt durch: ihre Verpflichtungen auferlegt# 1930: auferlegt ersetzt durch: auf .59

So sicher ein Arbeiter wider den Geist einer wirklichen Volksgemeinschaft sündigt, wenn er ohne Rücksicht auf das gemeinsame Wohl und den Bestand einer nationalen Wirtschaft, gestützt auf