Die Organisation der marxistischen Weltlehre <span class="pagenumber">[343]</span>

221 Eine Anlehnung an den traditionellen christlichen Antijudaismus. Im Johannesevangelium und in der Offenbarung des Johannes werden die Juden als Kinder des Teufels und die jüdische Religionsgemeinschaft als »Synagoge Satans« bezeichnet. Obwohl diese biblischen Texte vor allem innerjüdische Streitigkeiten in der Zeit ihrer historischen Entstehung widerspiegeln und sich keineswegs auf die Gesamtheit der Juden beziehen, wurden sie von späteren christlichen Autoren immer wieder im Sinne einer Polarität zwischen Gut (Christen) und Böse (Juden) interpretiert. Die Vorstellung, »der Jude« sei identisch mit dem Teufel oder dessen Werkzeug, verschärfte sich ab dem 13. /14.  Jahrhundert, als man Juden unterstellte, sie würden Brunnen vergiften und rituelle Morde an christlichen Knaben begehen. Durch Martin Luther gelangte der christliche Antijudaismus auch in die protestantischen Kirchen; in seinem berüchtigten Pamphlet Von den Jüden und ihren Lügen (1543) schrieb der Reformator: »Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen, das ist nicht anders, da ist kein menschlich Herz gegen uns Heiden. Solchs lernen sie von ihren Rabinen [sic!] in den Teufelsnestern ihrer Schulen.«

Auch in antisemitischen Werken des 19. und frühen 20. Jahrhunderts war das Bild des Juden als Teufel bzw. als Inkarnation des Böses gängig. 1861 schrieb der preußische Gutsbesitzer Heinrich Gottlieb Nordmann in seiner Abhandlung Die Juden und der Deutsche Staat über die Wahrnehmung der Juden in der deutschen Bevölkerung: »Noch heute ist der Aberglaube an den hervorstechenden Verstand und die überwiegenden Talente der Juden der mittelalterlichen Volksvorstellung vom Teufel sehr ähnlich.« Hitlers Mentor Dietrich Eckart behauptete 1920 in seinem Aufsatz Das ist der Jude nicht nur, Mephisto würde »das jüdische Wesen« versinnbildlichen, sondern bezeichnete die Juden auch metaphorisch als »Teufel«. Und in den überarbeiteten späteren Auflagen von Artur Dinters Roman Die Sünde wider das Blut heißt es, die Juden seien »nicht das auserwählte Volk Gottes, sondern das auserwählte Volk des Teufels!« Solche Verdikte gingen allerdings selbst manchen Antisemiten zu weit. So schrieb Houston Stewart Chamberlain in Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts, der Jude sei, »wie andere Menschen, klug oder dumm, gut oder schlecht; wer das leugnet ist nicht wert, dass man mit ihm rede«.

Vgl. Luther, Werke, Bd. 32, Zitat S. 242; Nordmann, Juden, Zitat S. 48; Chamberlain, Grundlagen, Bd. 1, Zitat S. 536; Eckart, Jude, S. 3, 21, 40; Katholische Volksbibel (1925), S. 739, 886, 888; Dinter, Sünde (1929), Zitat S. 138; Bärsch, Religion, S. 320; Pagels, Ursprung, S. 16, 25 f., 29 f.; Wippermann, Rassenwahn, S. 16 – 38, 57 – 85; Kap. II/10, Anm. 70.

ebenso spekulatives wie einträgliches Geschäft bei der ebenso denkfaulen wie manchmal aber# 1926: gestrichen: aber anmaßenden Masse.219

Diese Presse ist es vor allem, die nun# 1926: gestrichen: nun in einem geradezu fanatischen Verleumdungskampf alles herunterreißt, was als Stütze der nationalen Unabhängigkeit, kulturellen Höhe und wirtschaftlichen Selbständigkeit der Nation angesehen werden kann.

Sie trommelt vor allem auf alle die Charaktere los, die sich der jüdischen Herrschaftsanmaßung nicht beugen wollen, oder deren geniale Fähigkeit dem Juden an sich schon als Gefahr erscheint. Denn um vom Juden gehaßt zu werden, ist es nicht nötig, daß man ihn bekämpft, sondern es genügt schon sein# 1926: sein ersetzt durch: der Verdacht, daß der andere entweder einmal zu solchen# 1930: zu solchen ersetzt durch: auf den Gedanken# 1930: eingefügt: der Bekämpfung kommen könnte, oder auf Grund seiner überlegenen Genialität220 ein Stärker# 1926: Stärker ersetzt durch: Mehrer der Kraft und Höhe# 1930: Höhe ersetzt durch: Größe eines dem Juden feindlichen Volkstums ist.

Sein in diesen Dingen untrüglicher Instinkt wittert in jedem die ursprüngliche Seele, und seine Feindschaft ist demjenigen sicher, der nicht Geist ist von seinem Geiste. Da nicht der Jude der Angegriffene, sondern der Angreifer ist, gilt demgemäß aber# 1926: gestrichen: demgemäß aber als sein Feind nicht nur der, der angreift, sondern auch der, der ihm Widerstand leistet. Das Mittel aber, mit dem er solche# 1930: solche ersetzt durch: so vermessene, aber aufrechte Seelen zu brechen versucht, heißt nicht ehrlicher Kampf, sondern Lüge und Verleumdung.

Hier schreckt er vor gar nichts zurück und wird dann# 1926: gestrichen: dann in seiner Gemeinheit so riesengroß, daß sich niemand zu wundern braucht, wenn in unserem Volke die Personifikation des Teufels als Sinnbild alles Bösen die leibhaftige Gestalt des Juden annimmt.221

Die Unkenntnis der breiten Masse über das innere Wesen des Juden, die instinktlose Borniertheit unserer oberen Schichten lassen das Volk dann# 1926: gestrichen: dann leicht zum Opfer dieses jüdischen Lügenfeldzuges werden.

Während sich die oberen Schichten aus ihrer angeborenen Feigheit# 1926: ihrer angeborenen Feigheit ersetzt durch: angeborener Feigheit heraus 222 von einem Menschen abwenden, den der Jude auf solche Weise mit Lüge und Verleumdung angreift, pflegt die breite Masse aus Dummheit oder Einfalt alles zu glauben. Die staatlichen Behörden aber hüllen sich entweder in Schweigen oder, was meist zutrifft, um dem