Die erste große Lüge <span class="pagenumber">[323]</span>

108 Der Begriff »Wirtsvolk« war seinerzeit gängig und wurde nicht nur pejorativ von Antisemiten, sondern auch von einigen Juden gebraucht – sehr zum Leidwesen kritischer jüdischer Autoren wie Theodor Herzl, der bereits 1896 in seiner Schrift Der Judenstaat die unbedachte Übernahme dieses eigentlich antisemitischen Schlagworts durch Juden monierte. Dies wecke die Vorstellung, die Juden würden von ihren »Wirtsvölkern« leben; ohne diese müssten sie verhungern. Dementsprechend war »Wirtsvolk« der in der antisemitischen Literatur selbstverständlich genutzte Terminus. Nichtsdestoweniger blieb der Begriff auch unter jüdischen Autoren weiterhin üblich und findet sich etwa in einem Aufsatz von Jakob Klatzkin in der zionistischen Monatsschrift Der Jude von 1916. Im Großen Brockhaus (1931) heißt es unter dem Begriff »Juden«: »Zu allen Zeiten haben die J[uden] Blut aus ihren Wirtsvölkern in sich aufgenommen.« Auch Siegmund Freud schrieb noch in seinem letzten Werk Der Mann Moses und die monotheistische Religion, das 1939 im Londoner Exil entstand, die Juden seien »in manchen Hinsichten verschieden […] von ihren ›Wirtsvölkern‹«.

Vgl. VB vom 23. 10. 1919, »Politik und Judentum«; VB vom 11. 5. 1920, »Das Judentum auf unseren Hochschulen«; Klatzkin, Grundlagen, S. 614; Liek, Anteil, S. 9 f.; Schrönghamer-Heimdal, Judas, S. 24; Herzl, Judenstaat, S. 8; Der Große Brockhaus, Bd. 9 (¹⁵1931), S. 472; Bein, Parasit, S. 128, Anm. 27; Freud, Werke, Bd. 16, Zitat S. 197.

110 Gestützt auf die römischen Historiker Tacitus und Justinus vermerkte Arthur Schopenhauer in seiner Schrift Parerga und Paralipomena (1851): »Auch ersehn wir aus den beiden angeführten römischen Klassikern, wie sehr zu allen Zeiten und bei allen Völkern die Juden verabscheut und verachtet gewesen sind: zum Teil mag dies daher stammen, daß sie das einzige Volk auf Erden waren, welches dem Menschen kein Dasein über dieses Leben hinaus zuschrieb, daher als Vieh betrachtet wurde, Auswurf der Menschheit – aber große Meister im Lügen.« Hitler behauptete später, er habe bereits als Soldat im Ersten Weltkrieg »die fünf Bände der Werke Schopenhauers im Tornister« mit sich herumgeschleppt. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass erst sein Mentor Dietrich Eckart ihn mit Schopenhauer vertraut machte. Schopenhauers Spruch wurde von Eckart seit Ende 1918 immer wieder benutzt. In seiner Schrift Der Bolschewismus von Moses bis Lenin (1924), einem antisemitischen Pamphlet von lediglich 50 Seiten, wird er dreimal zitiert. Schopenhauers Verdikt über die Juden als »große Meister im Lügen« wurde auch im Dritten Reich immer wieder zitiert, so etwa in einem Hetzartikel Joseph Goebbels’ vom 20. 7. 1941 oder in einer Rede des Kölner Gauleiters Josef Grohé am 28. 9. 1941. 

Vgl. VEJ, Bd. 3, Dok. 193, 232; Schopenhauer, Werke, Bd. 5, Zitat S. 421; Eckart, Schönheitsfehler, S. 12; Eckart, Bolschewismus, S. 11, 17, 25; Hitler, Monologe, Zitat S. 411; Rosenberg, Aufzeichnungen, S. 78; Schwarz, Geniewahn, S. 51 – 53; Kap. I/3, Anm. 5. Zu Eckarts Einfluss auf Hitler vgl. Kap. II/15, Anm. 113.

112 Ähnlich heißt es in Hans F. K. Günthers Rassenkunde des deutschen Volkes: »Eine eigenartige Erscheinung ist es, daß von jüdischer Seite auch heute noch immer wieder Darstellungen ausgehen, die das Judentum allein als eine Art Glaubensbekenntnis hinstellen und es zu widerlegen versuchen, daß das Judentum eine ›Rasse‹, d. h. in der genaueren Sprache der vorliegenden Untersuchungen: ein rassenhaftbedingtes, klar abgesondertes Volkstum, sei.« Vergleichbare Aussagen finden sich auch in antisemitischen Schriften des 19. Jahrhunderts, etwa bei Ottomar Beta: »Denn in der That ist das Judenthum an das Blut, nicht an das Wort gebunden, da es sogar von einem Bekenntnis entbunden ist.« Andere Antisemiten setzten Religion und »Rasse« hingegen gleich. So heißt es in dem Aufsatz Statistisches über Religion und Race, der 1881 anonym in der Zeitschrift Die Deutsche Wacht – dem von Wilhelm Marr herausgegebenen Organ der Antisemitenliga – erschien: Die »Verschiedenheit der Race« drücke sich »in der Verschiedenheit der Religion« aus, denn die Religion hänge eng mit der »Race« zusammen. Die Juden seien »eine den Deutschen ganz fremde Race« und hätten »keinen Anspruch auf einen Platz in der nationalen Gemeinschaft«. Diese Aussage erinnert wiederum stark an eine Passage in Eugen Dührings Schrift Die Judenfrage (1881), wo es heißt, die Juden seien nicht Religion, sondern Rasse, aber: »Heute kann uns die Judenreligion wesentlich nur als Erkennungsmerkmal der Race dienen.« Auch Nationalsozialisten wie Anton Drexler verwendeten für die Juden sowohl den Begriff der »Rasse« als auch den der Religionsgemeinschaft. Obwohl dies nicht der offiziellen Lesart entsprach und die Juden laut NS-Diktion als »Rasse« betrachtet wurden, orientierten sich selbst die Nürnberger Gesetze von 1935 bei der Definition »Jude« zum Teil an der jüdischen Religionszugehörigkeit.

Vgl. Beta, Darwin, Zitat S. 19; Statistisches über Religion und Race, Zitate S. 385 f.; Dühring, Judenfrage, Zitat S. 116; Dühring, Antisemitismus, S. 16; Günther, Rassenkunde (1923), S. 12, 478 f. (Zitat); Essner, Gesetze, S. 171, 187; Benz, Gesetze, S. 257; Plöckinger, Soldaten, S. 310 – 316; Kap. I/2, Anm. 151; Kap. II/15, Anm. 118.

in dem dort gewisse Bedingungen für sein Dasein gegeben sind, ohne daß er dadurch (wie der Nomade) seinen bisherigen Wohnsitz verändern würde. Er ist und bleibt der typische# 1944: typische ersetzt durch: ewige Parasit, ein Schmarotzer, der wie ein schädlicher Bazillus sich immer mehr ausbreitet, sowie nur ein günstiger Nährboden dazu einlädt. Die Wirkung seines Daseins aber gleicht ebenfalls der von Schmarotzern; wo er auftritt, stirbt das Wirtsvolk108 nach kürzerer oder längerer Zeit ab.109

So lebte der Jude zu allen Zeiten in den Staaten anderer Völker und bildete dort seinen eigenen Staat, der, allerdings maskiert unter der Bezeichnung »Religionsgemeinschaft«, so lange# 1930: maskiert unter der Bezeichnung »Religionsgemeinschaft«, so lange ersetzt durch: so lange unter der Bezeichnung »Religionsgemeinschaft« maskiert zu segeln pflegte, als die äußeren Umstände kein vollständiges Enthüllen seines Wesens angezeigt sein ließen. Glaubte er sich aber dann# 1926: gestrichen: dann einmal stark genug, um der Schutzdecke entbehren zu können, dann ließ er noch immer den Schleier fallen und war plötzlich das, was so viele andere früher nicht glauben und sehen wollten: der Jude.

Im Leben des Juden als Parasit# 1937: Parasit ersetzt durch: Parasiten;
1939: Parasit im Körper anderer Nationen und Staaten liegt eine Eigenart begründet, die Schopenhauer einst zu dem schon einmal# 1926: gestrichen: einmal erwähnten Ausspruch veranlaßte, der Jude wäre# 1930: wäre ersetzt durch: sei der »große Meister im Lügen«.110 Das Dasein treibt den Juden zur Lüge und zwar zur immerwährenden Lüge, wie es den Nordländer zur warmen Kleidung zwingt.

Sein Leben innerhalb anderer Völker kann auf die Dauer nur währen, wenn es ihm gelingt, die Meinung zu erwecken, als handle es sich bei ihm eben# 1926: gestrichen: eben um kein Volk, sondern um eine wenn auch besondere »Religionsgemeinschaft«.111

Damit aber setzt die erste große Lüge ein# 1930: Damit aber setzt die erste große Lüge ein ersetzt durch: Dies ist aber die erste große Lüge .112

Er muß, um sein Dasein als Völkerparasit führen zu können, zur Verleugnung seiner inneren Wesensart greifen.113 Je intelligenter nun# 1926: gestrichen: nun der einzelne Jude ist, um so mehr wird ihm diese Täuschung auch gelingen. Ja, es kann so weit kommen, daß große Teile des Wirtsvolkes endlich ernstlich glauben werden, der Jude wäre# 1930: wäre ersetzt durch: sei wirklich eben# 1926: gestrichen: eben ein Franzose oder Engländer, ein Deutscher oder Italiener, wenn auch von besonderer »Konfession«# 1926: »Konfession« ersetzt durch: Konfession . Besonders staatliche Stellen, die ja immer von dem historischen »Bruchteil«# 1926: »Bruchteil« ersetzt durch: Bruchteil der Weisheit