Schlußwort <span class="pagenumber">[354]</span>

118 Diese unheilvolle Verheißung weist voraus auf das Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre, das im Rahmen der Nürnberger Gesetze am 15. 9. 1935 erlassen wurde. Es verbot »Eheschließungen zwischen Juden und Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes« und stellte den Geschlechtsverkehr zwischen ihnen unter Strafe. Dahinter standen im Kern zwei Vorstellungen: Erstens der Glaube an die herausragende (politische wie kulturelle) Bedeutung »unvermischt gebliebene[r] Bestände an nordisch-germanischen Menschen«, die Hitler im Kapitel Der Staat (II/2) als den »wertvollsten Schatz« für die »Zukunft« des deutschen Volkes beschreibt; dieser müsse unbedingt bewahrt werden. Zweitens die seit der Jahrhundertwende in antisemitischen Schriften kolportierte Vorstellung, »arische« Frauen würden durch den sexuellen Kontakt mit Juden irreversibel biologisch »vergiftet« und infolgedessen – mitsamt ihrer künftigen Kinder – dem deutschen Volk »geraubt« werden. Dass das Gesetz auf dem Nürnberger Reichsparteitag vom 10. – 16. 9. 1935 verkündet wurde, geht auf eine Anweisung Hitlers zurück, der am 13. 9. 1935 die Staatssekretäre Hans Pfundtner und Wilhelm Stuckart mit der Vorbereitung eines Gesetzes zur Regelung des »Eheproblems« zwischen »Ariern« und »Nichtariern« beauftragte. Der überaus kurze Zeitraum zwischen Hitlers Auftrag und der Verkündung des Gesetzes verlief sehr hektisch, zumal für Hitler die ersten drei Gesetzentwürfe, die mithilfe der beiden Juristen Bernhard Lösener und Franz Albrecht Medicus ausgearbeitet worden waren, nicht radikal genug waren. Danach ließ sich Hitler vier weitere Gesetzentwürfe mit unterschiedlich schweren Strafmaßnahmen vorlegen, von denen er in der Nacht zum 15. 9. dann die endgültige Fassung wählte. Die am 14. 11. 1935 ergangene Erste Verordnung zur Ausführung des Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre weitete das Eheverbot zusätzlich aus; künftig sollten generell keine Ehen mehr geschlossen werden, aus denen »eine die Reinerhaltung des deutschen Blutes gefährdende Nachkommenschaft zu erwarten« sei.

Vgl. RGBl. 1935/I, S. Zitate S. 1146, 1333 f.; Gruchmann, »Blutschutzgesetz«; Kershaw, Hitler, Bd. 1, bes.S. 712 – 719; Essner, Gesetze, bes.S. 113 – 173; Beutin, Gesetze; Kap. II/2, S. 29.

119 Der Schluss von Mein Kampf unterstreicht noch einmal, welche zentrale Bedeutung Hitler der »Rassenhygiene« beimaß. Bereits im Kapitel Der Staat (II/2) rechnet er sie zu den Kernaufgaben des »völkischen Staates«, als dem »Wahrer einer tausendjährigen Zukunft«. Das Ende von Mein Kampf korrespondiert damit auf bemerkenswerte Weise mit einem der letzten Dokumente, die von Hitler überliefert sind: seinem Politischen Testament, das er am 29. 4. 1945, einen Tag vor seinem Selbstmord, diktierte. Es endet mit den Worten: »Vor allem aber verpflichte ich die Führung der Nation und die Gefolgschaft zur peinlichen Einhaltung der Rassegesetze und zum unbarmherzigen Widerstand gegen den Weltvergifter aller Völker, das internationale Judentum.«

Vgl. Domarus, Hitler, Bd. 4, S. 2236 – 2239, Zitat S. 2239; Kap. II/2, S. 36 – 38 sowie die dortige Kommentierung. Zum Mythos der jüdischen Weltverschwörung vgl. Kap. I/2, Anm. 219.

Wenn sie in der Welt unserer heutigen parlamentarischen Korruption117 sich immer mehr auf das tiefste Wesen ihres Kampfes besinnt und als reine Verkörperung des Wertes von Rasse und Person sich fühlt und demgemäß ordnet, wird sie auf Grund einer fast mathematischen Gesetzmäßigkeit dereinst in ihrem Kampfe den Sieg davontragen. Genau so wie Deutschland notwendigerweise die ihm gebührende Stellung auf dieser Erde gewinnen muß, wenn es nach gleichen Grundsätzen geführt und organisiert wird.

Ein Staat, der im Zeitalter der Rassenvergiftung sich der Pflege seiner besten rassischen Elemente widmet, muß eines Tages zum Herrn der Erde werden.118

Das mögen die Anhänger unserer Bewegung nie vergessen, wenn je die Größe der Opfer zum bangen Vergleich mit dem möglichen Erfolg verleiten sollte.119