Band I, Kapitel 2
Ich wurde dann wieder rückfällig auf Wochen, ja einmal auf Monate hinaus.
Die Sache schien mir so ungeheuerlich, die Bezichtigung so maßlos zu sein, daß ich, gequält von der Furcht, unrecht# 1930: unrecht ersetzt durch: Unrecht zu tun, wieder ängstlich und unsicher wurde.
Freilich daran, daß es sich hier nicht um Deutsche einer besonderen Konfession handelte sondern um ein Volk für sich, konnte auch ich nicht mehr gut zweifeln; denn seit ich mich mit dieser# 1944: dieser ersetzt durch: der Frage zu beschäftigen begonnen hatte, auf den Juden erst einmal aufmerksam wurde, erschien mir Wien in einem anderen Lichte als vorher. Wo immer ich ging, sah ich nun Juden und je mehr ich sah, um so schärfer sonderten sie sich für das Auge von den anderen Menschen ab. Besonders die innere Stadt und die Bezirke nördlich des Donaukanals wimmelten von einem Volke175, das schon äußerlich eine Ähnlichkeit mit dem deutschen nicht mehr besaß.
Aber wenn ich daran noch gezweifelt hätte, so wurde ein solches# 1930: ein solches ersetzt durch: das Schwanken endgültig behoben durch die Stellungnahme eines Teiles der Juden selber.
Eine große Bewegung unter ihnen, die in Wien nicht wenig umfangreich war, trat auf das schärfste für die Bestätigung des völkischen Charakters der Judenschaft ein: die Zionisten# 1926: die Zionisten ersetzt durch: der Zionismus .176
Wohl hatte es den Anschein, als ob nur ein Teil der Juden diese Stellungnahme billigen würde, die große Mehrheit aber eine solche Festlegung verurteile, ja innerlich ablehne. Bei näherem Hinsehen zerflatterte aber dieser Anschein in einen üblen Dunst von aus reinen Zweckmäßigkeitsgründen vorgebrachten Ausreden, um nicht zu sagen Lügen. Denn das sogenannte Judentum liberaler Denkart lehnte ja die Zionisten nicht als Nichtjuden ab, sondern nur als Juden von einer# 1926: einer ersetzt durch: einem unpraktischen, weil# 1926: weil ersetzt durch: ja vielleicht sogar gefährlichen öffentlichen Bekennung ihres Judentums# 1926: Bekennung ihres Judentums ersetzt durch: Bekenntnis zu ihrem Judentum .177
An ihrer inneren Zusammengehörigkeit änderte sich gar nichts.
Dieser scheinbare Kampf zwischen zionistischen und liberalen Juden ekelte mich in kurzer Zeit schon an; war er doch durch und durch unwahr, mithin verlogen und dann aber wenig passend zu der immer behaupteten sittlichen Höhe und Reinheit dieses Volkes.178