Marxismus gegen Rasse und Persönlichkeit <span class="pagenumber">[11]</span>

34 Ausgehend von Joseph Arthur de Gobineaus Essai sur lʼinégalité des races humaines (1853 – 1855; 1898 – 1902 ins Deutsche übertragen von Ludwig Schemann) gehörte es in der völkischen Bewegung zum festen Bestandteil rassistischer Ordnungsvorstellungen, dass sich der »Arier« durch eine konstante, naturbedingte Überlegenheit an geistiger und künstlerischer Begabung auszeichne. Er schien damit in einer Welt qualitativ unterschiedlicher und unterscheidbarer Rassen gleichsam den »Adel« zu repräsentieren. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte insbesondere der von Gobineau stark beeinflusste »Rassekundler« Hans F. K. Günther Erfolg darin, die Vorstellung eines geistig-seelischen und kulturellen Primats der »nordischen Rasse« zu popularisieren. Im völkischen Lager wurde jedoch auch Kritik an Gobineau laut. Als zu fatalistisch galt insbesondere dessen Anschauung, dass der schleichende Prozess der Rassenmischung nicht aufzuhalten und der Untergang des »Ariers« demzufolge unvermeidlich sei. Dieser Pessimismus widersprach einem sozialdarwinistischen Geschichts- und Weltverständnis, das der biologisch überlegenen »Herrenrasse« eine positive Zukunft zu garantieren schien.

Vgl. Gobineau, Versuch, Bd. 1, S. 206 – 224; Mosse, Revolution, S. 101 – 104; Köck, Schemann, S. 723 – 740; Kap. II/2, Anm. 51.

35 Karl Marx, geboren am 5. 5. 1818 im preußischen Trier, wurde im Alter von sechs Jahren, am 26. 8. 1824, zusammen mit seinen Geschwistern protestantisch getauft. Im Unterschied zum judenfeindlichen Denken bis Mitte des 19. Jahrhunderts stellte für biologistisch – statt religiös – denkende Rassenantisemiten wie Hitler die Taufe keine mögliche »Lösung« der »Judenfrage« mehr dar. Eine »Assimilierung« der Juden in das deutsche Volk durch Übertritt zum Christentum galt nach ihrer Vorstellung als unmöglich, da die biologische (»rassische«) Substanz der Menschen von ihr unberührt bliebe. Für die Rassenantisemiten war stattdessen allein die Abstammung entscheidend. In Wirklichkeit war Marx’ politisches Denken freilich nicht von seiner jüdischen Herkunft bestimmt, vielmehr vertrat Marx in seinen Schriften eine deutlich antijüdische Haltung. Eingebettet in eine allgemeine Religionskritik warf er den Juden in seinem Aufsatz Zur Judenfrage (1844) vor, sich ihrer »menschlichen Emanzipation« zum »Gemeinwesen« durch eine bewusste gesellschaftliche Absonderung zu verweigern. Marx identifizierte die Juden mit dem Kapitalismus, der »Alltagsjude« galt ihm als »antisoziales Element«; er verkörpere in besonders hohem Maße die auf »Eigennutz« gründende bürgerliche Gesellschaft. Unter Rekurs auf judenfeindliche Stereotype galt Marx der »Schacher« als »weltliche[r] Kultus« der Juden und das Geld als ihr »weltlicher Gott«. Im privaten Umfeld äußerte sich Marx noch deutlich gehässiger. Am 30. 6. 1862 beschimpfte er seinen politischen Kontrahenten Ferdinand Lassalle in einem Brief an Friedrich Engels gar als einen »jüdische[n] Nigger«. Schon am 22. 12. 1857 hatte er Engels wissen lassen, dass er eine damals im Erscheinen begriffene Studie Lassalles über die Philosophie Heraklits nur unter der Bedingung lesen werde, dass sie »nicht nach Knoblauch duftet«.

Vgl. Marx/ Engels, Werke, Bd. 1, Zitate S. 372 (Herv. i. Orig.); Bd. 29, Zitat S. 234; Bd. 30, Zitat S. 257; Haury, Antisemitismus, S. 160 – 182; Kneer, Antijudaismus, S. 40 – 46; Sperber, Marx, bes.S. 137 – 144.

Wenn wir versuchen, aus dem Worte »völkisch« den sinngemäßen innersten Kern herauszuschälen, kommen wir zu folgender Feststellung:

Unsere heutige landläufige politische Weltauf‌fassung beruht im allgemeinen auf der Vorstellung, daß dem Staate zwar an sich schöpferische, kulturbildende Kraft zuzusprechen sei, daß er aber mit rassischen Voraussetzungen nichts zu tun habe, sondern eher noch ein Produkt wirtschaftlicher Notwendigkeiten, bestenfalls aber das natürliche Ergebnis politischen Machtdranges sei.32 Diese Grundanschauung führt in ihrer logisch-konsequenten Weiterbildung nicht nur zu einer Verkennung rassischer Urkräfte, sondern auch zu einer Minderbewertung der Person.33 Denn die Ableugnung der Verschiedenheit der einzelnen Rassen in bezug auf ihre allgemeinen kulturbildenden Kräfte muß zwangsläufig diesen größten Irrtum auch auf die Beurteilung der Einzelperson übertragen.34 Die Annahme von der Gleichartigkeit der Rassen wird dann zur Grundlage einer gleichen Betrachtungsweise für die Völker und weiterhin für den#1930: den ersetzt durch: die
1929: eingefügt: internationale einzelnen Menschen. Daher ist auch der# Marxismus selber#1929: selber ersetzt durch: selbst nur die durch den Juden Karl Marx vorgenommene Übertragung einer tatsächlich schon längst vorhandenen weltanschauungsmäßigen Einstellung und Auf‌fassung in die Form eines bestimmten politischen Glaubensbekenntnisses: des internationalen Marxismus#1929: Glaubensbekenntnisses: des internationalen Marxismus ersetzt durch: Glaubensbekenntnisses. Ohne den Untergrund einer derartigen, allgemein bereits vorhandenen Vergiftung wäre der staunenswerte politische Erfolg dieser Lehre auch niemals möglich gewesen. Karl Marx war wirklich nur der eine unter den Millionen, der aus#1929: aus ersetzt durch: in dem Sumpfe einer langsam verkommenden Welt mit dem sicheren Blick des Propheten die wesentlichsten Giftstoffe erkannte, herausgriff#1929: herausgriff ersetzt durch: sie herausgriff, um sie nun#1929: gestrichen: nun, einem Schwarzkünstler gleich, in eine konzentrierte Lösung zu bringen#1929: gestrichen: zu bringen zur schnelleren Vernichtung des unabhängigen Daseins freier Nationen dieser Erde#1929: dieser Erde ersetzt durch: auf dieser Erde zu bringen. Dieses alles#1929: eingefügt: aber im Dienste seiner Rasse.35

Seine marxistische Lehre#1929: Seine marxistische Lehre ist ersetzt durch: So ist die marxistische Lehre ist der kurzgefaßte geistige Extrakt der heute allgemein gültigen#1937: allgemein gültigen ersetzt durch: allgemeingültigen;
1939: allgemein gültigen Weltanschauung. Schon aus diesem Grunde ist auch jeder Kampf unserer sogenannten bürgerlichen Welt gegen sie unmöglich, ja lächerlich, da auch diese bürgerliche Welt im wesentlichen von all diesen Giftstoffen durchsetzt ist, und einer Weltanschau-