Das beste Gut der Nation <span class="pagenumber">[355]</span>

31 Studenten stellten in den verschiedenen militärischen Freiwilligen-Formationen, die nach 1918 entstanden, einen zwar quantitativ kleinen, aber einflussreichen Teil. Sie waren es, die mitunter die Mentalität dieser Einheiten entscheidend prägten. Nicht nur in Bayern galten »Studentenwehren […] durch ihre ideologische Geschlossenheit als besonders kampfkräftig«, auch wenn der »Standesdünkel der Jungakademiker« der Führung der Einwohnerwehren bisweilen ein Dorn im Auge war. Das bayerische Reichswehrgruppenkommando 4 richtete im Juni 1919 ein eigenes Studentenreferat ein. Den studentischen Soldaten wurden zahlreiche Vergünstigungen zugestanden, bis hin zur Mitsprache bei den Vorlesungszeiten, da die »Studentenkompanien« in Krisensituationen kurzfristig mobilisiert werden mussten. Doch besaßen die studentischen Freiwilligeneinheiten nicht nur eine militärische Funktion; nicht zu unterschätzen war auch ihr politischer Einfluss. So beklagte der bayerische Ministerpräsident Johannes Hoffmann im Mai 1919: »Eben habe man erst die politische Tätigkeit der Soldatenräte ausgeschaltet, nun komme der Druck auf die Regierung von einer anderen militärischen Seite, von Studenten und Offizieren.«

Vgl. BayHStA, MA 99513: Ministerratsprotokoll vom 24. 5. 1919 (Zitat); Nußer, Wehrverbände, Zitat S. 126; Steger, Berufssoldaten, S. 113, 130 f.; Schumann, Gewalt, S 74 – 79; Tapken, Reichswehr, S. 200 – 202; Sprenger, Landsknechte, S. 52 f.; Korzetz, Freikorps, S. 116 – 121; Plöckinger, Hörer, S. 14 – 17, 22 f.; Bergien, Republik, S. 85 f., 100 f.

35 Eine Anspielung auf jene Journalisten und Politiker, die seit 1923 die geheime Rüstungspolitik der Reichswehr publik gemacht hatten. Aufsehen erregte im März 1924 die Verhaftung des berühmten Friedensaktivisten und späteren Friedensnobelpreisträgers Ludwig Quidde, nachdem dieser in dem Artikel Die Gefahr der Stunde über die Unterstützung der Reichswehr für paramilitärische Formationen berichtet hatte. Insgesamt kam es zwischen 1919 und 1933 zu rund 350 Verfahren dieser Art, von denen jedoch nur rund 10 % mit einer Verurteilung endeten. Besonders bekannt wurde der Fall der Journalisten Carl von Ossietzky und Walter Kreiser, die in der Berliner Weltbühne 1929 über die Geheimrüstung berichtet hatten. Ossietzky wurde dafür 1931 zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten verurteilt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden die gesetzlichen Bestimmungen drastisch verschärft; Hoch- und Landesverrat konnten seit der »Reichstagsbrandverordnung« vom 28. 2. 1933 mit langjähriger Haft oder gar der Todesstrafe geahndet werden.

Vgl. Völkischer Kurier vom 18. 3. 1924, »Verhaftung Quiddes«; Deutsche Richterzeitung vom 15. 3. 1928, »Landesverrat«; RGBl. 1933/I, S. 85; Kersten, Entwicklung, S. 172 – 179; Lersch, Gewalt, S. 132 f.; Lütgemeier-Davin, Pazifismus, S. 181; Hanten, Landesverrat, S. 57 – 60, 158 – 178; Holl, Quidde, S. 354 f.; Boldt, Ossietzky, S. 708 – 724. 

treten bereit ist. Rein militärisch betrachtet# 1930: betrachtet ersetzt durch: gesehen , wird es vor allem jedem Offizier bei einigem Nachdenken einleuchten, daß man einen Kampf nach außen mit Studentenbataillonen31 nicht zu führen vermag, sondern daß man dazu außer den Gehirnen eines Volkes auch die Fäuste braucht. Man muß sich dabei noch vor Augen halten, daß eine Nationalverteidigung, die sich nur auf die Kreise der sogenannten Intelligenz stützt# 1944: stützt ersetzt durch: stützte , einen wahren Raubbau an unersetzlichem Gute triebe# 1937: triebe ersetzt durch: trieb;
1939: triebe . Die junge deutsche Intelligenz, die in den Kriegsfreiwilligenregimentern im Herbste# 1937: Herbste ersetzt durch: Herbst;
1939: Herbste;
1944: Herbst 1914 in der flandrischen Ebene den Tod fand, ging# 1930: ging ersetzt durch: fehlte später bitter ab# 1930: gestrichen: ab .32 Sie war das beste Gut, das die Nation besaß, und ihr Verlust war im Verlaufe des Krieges nicht mehr zu ersetzen. Allein nicht nur der Kampf selbst ist undurchführbar, wenn die stürmenden Bataillone nicht die Massen der Arbeiter in ihren Reihen sehen, sondern auch die Vorbereitung technischer Art ist ohne die innere willensmäßige Einheit unseres Volkskörpers unausführbar. Gerade unser Volk, das unter den tausend Augen des Friedensvertrages von Versailles entwaffnet dahinleben muß33, vermag irgendwelche technische Vorbereitungen zur Erringung der Freiheit und menschlichen Unabhängigkeit nur dann zu treffen, wenn das Heer innerer Spitzel auf diejenigen dezimiert wird, denen angeborene Charakterlosigkeit gestattet, für die bekannten dreißig Silberlinge34 alles und jedem# 1926: jedem ersetzt durch: jedes [sic!] zu verraten.35 Mit diesen aber wird man fertig. Unüberwindbar hingegen erscheinen die Millionen der# 1926: der ersetzt durch: die aus politischem Widerstreben# 1930: politischem Widerstreben ersetzt durch: politischer Überzeugung der nationalen Erhebung Entgegentretenden, solange eben# 1926: Entgegentretenden, solange eben ersetzt durch: entgegentreten – solange –;
1930: entgegentreten – unüberwindbar solange als;
1937: solange als ersetzt durch: so lange, als;
1939: solange als;
1944: so lange, als nicht die Ursache ihres Handelns# 1930: ihres Handelns ersetzt durch: ihrer Gegnerschaft , ihre# 1930: ihre ersetzt durch: die internationale marxistische Weltanschauung, bekämpft und aus ihrem Herzen# 1930: aus ihrem Herzen ersetzt durch: ihnen aus Herz und Hirn gerissen wird.

Ganz gleich also, von welchem Gesichtspunkte aus man die Möglichkeit der# 1944: der ersetzt durch: einer Wiedererringung unserer staatlichen und völkischen Unabhängigkeit prüft, ob von dem der außenpolitischen Vorbereitung, dem der technischen Rüstung oder dem des Kampfes selber, immer bleibt als Voraussetzung zu allem die vorherige Gewinnung der breiten Masse unseres Volkes für den Gedanken unserer nationalen Selbständigkeit übrig.