Band I, Kapitel 10
Eine der ersichtlichsten Verfallserscheinungen des alten Reiches war das langsame Herabsinken der allgemeinen Kulturhöhe153, wobei ich unter Kultur nicht das meine, was man heute mit dem Worte »Zivilisation«# 1926: »Zivilisation« ersetzt durch: Zivilisation bezeichnet. Diese scheint im Gegenteil eher eine Feindin wahrer Geistes- und Lebenshöhe zu sein.154
Schon vor der Jahrhundertwende begann sich in unsere# 1939: unsere ersetzt durch: unserer;
1944: unsere Kunst ein Element einzuschieben, das bis dorthin als vollkommen fremd und unbekannt gelten durfte. Wohl fanden auch in früheren Zeiten manchmal Verirrungen des Geschmackes statt, allein es handelte sich in solchen Fällen doch mehr um künstlerische Entgleisungen, denen die Nachwelt wenigstens einen gewissen historischen Wert zuzubilligen vermochte, als um Erzeugnisse einer überhaupt nicht mehr künstlerischen, als vielmehr geistlosen Entartung# 1930: als vielmehr geistlosen Entartung ersetzt durch: sondern vielmehr geistigen Entartung bis zur Geistlosigkeit .155 In ihnen begann sich der später freilich besser sichtbar werdende politische Zusammenbruch schon kulturell anzuzeigen.
Der Bolschewismus der Kunst156 ist die einzig mögliche kulturelle Lebensform und geistige Äußerung des Bolschewismus überhaupt.
Wem dieses befremdlich vorkommen mag# 1930: vorkommen mag ersetzt durch: vorkommt , der braucht nur die Kunst der glücklich bolschewisierten Staaten einer Betrachtung zu unterziehen, und er wird mit Schrecken die krankhaften Auswüchse irrsinniger oder# 1937: oder ersetzt durch: und;
1939: oder;
1944: und verkommener Menschen, die wir unter dem Sammelbegriff# 1930: dem Sammelbegriff ersetzt durch: den Sammelbegriffen des Kubis-157 oder# 1930: Kubis- oder ersetzt durch: Kubismus und Dadaismus158 seit der Jahrhundertwende kennen lernten# 1930: kennen lernten ersetzt durch: kennenlernten , dort als die offizielle Staatskunst# 1930: offizielle Staatskunst ersetzt durch: offiziell staatlich anerkannte Kunst bewundern können.159 Selbst in der kurzen Periode der bayerischen Räterepublik war diese Erscheinung schon zutage getreten. Schon hier konnte man sehen, wie die gesamten offiziellen Plakate, Propagandazeichnungen in den Zeitungen usw. den Stempel nicht nur des politischen Verfalls, sondern auch den des kulturellen an sich trugen.160
So wenig# 1937: So wenig ersetzt durch: Sowenig;
1939: So wenig etwa noch vor sechzig Jahren ein politischer Zusammenbruch von der uns# 1930: gestrichen: uns jetzt erreichten Größe denkbar gewesen wäre, so wenig# 1937: so wenig ersetzt durch: sowenig;
1939: so wenig aber# 1930: gestrichen: aber auch ein kultureller, wie er sich in futuristischen161 und kubistischen Darstellungen seit 1900 zu zeigen begann. Vor sechzig Jahren wäre eine Ausstellung von sogenannten dadaistischen »Erlebnissen«162 einfach unmöglich erschienen und die Veranstalter würden in das Narrenhaus gekommen sein, während sie heute sogar in »Kunst-