Band II, Kapitel 14
Menschen deutscher Nationalität42 noch vernünftig in Hinsicht auf ihre militärgeographische Zweckmäßigkeit. Sie waren nicht das Ergebnis eines überlegten politischen Handelns, sondern Augenblicksgrenzen eines in keinerlei Weise abgeschlossenen politischen Ringens, ja zum Teil Folgen eines Zufallsspieles#1937: Zufallsspieles ersetzt durch: Zufallspieles;
1939: Zufallsspieles.43 Man könnte mit demselben Recht und in vielen Fällen mit mehr Recht irgendein anderes Stichjahr der deutschen Geschichte herausgreifen, um in der Wiederherstellung der damaligen Verhältnisse das Ziel einer außenpolitischen Betätigung zu erklären. Obige Forderung entspricht aber ganz unserer bürgerlichen Welt, die auch hier nicht einen einzigen tragenden politischen Gedanken für die Zukunft besitzt, vielmehr nur in der Vergangenheit lebt, und zwar in der allernächsten; denn selbst der Blick nach rückwärts reicht nicht über ihre eigene Zeit hinaus. Das Gesetz der Trägheit bindet sie an einen gegebenen Zustand, läßt sie Widerstand leisten gegen jegliche Veränderung desselben, ohne jedoch die Aktivität dieser Gegenwehr jemals über das nackte Beharrungsvermögen zu steigern.44 So ist es selbstverständlich, daß der politische Horizont dieser Leute über die Grenze des Jahres 1914 nicht hinausreicht. Indem sie aber die Wiederherstellung jener Grenzen als das politische Ziel ihres Handelns proklamieren, verbinden sie stets aufs neue den zerfallenden Bund unserer Gegner.45 Nur so ist es erklärlich, daß acht Jahre nach einem Weltringen, an dem Staaten mit teilweise heterogensten Wünschen und Zielen teilnahmen, noch immer die Koalition der damaligen Sieger sich in mehr oder weniger geschlossener Form zu halten vermag.
Alle diese Staaten waren seinerzeit Nutznießer am deutschen Zusammenbruch. Die Furcht vor unserer Stärke ließ damals den Geiz und Neid der einzelnen Großen untereinander zurücktreten.46 Sie sahen in einer möglichst allgemein durchgeführten Beerbung unseres Reiches den besten Schutz gegen eine kommende Erhebung. Das schlechte Gewissen und die Angst vor der Kraft unseres Volkes ist der dauerhafteste Kitt, die einzelnen Glieder dieses Bundes auch heute noch zusammenzuhalten.