Der Vernichtungswille des Finanzjudentums <span class="pagenumber">[278]</span>

88 Dieser Passus erinnert an eine Anekdote aus der Schrift Propaganda, Agitation, Reklame (1923) des Berliner Publizisten Gerhard Schultze Pfaelzer, mit der schon das Kapitel Kriegspropaganda (I/6) mehrere Parallelen aufweist: »Die öffentliche Meinung Englands hat sich besonders in den Kriegsjahren und Nachkriegsjahren daraufhin festgelegt, daß die Franzosen die kontinentalen Hauptvertreter von ›culture‹ und ›civilisation‹ seien. Als nun eben dieses Frankreich den ungeheuren Rechtsbruch im Ruhrgebiet begann und dort einen Terror ohnegleichen verübte, legte man in England die objektiven deutschen Berichte über die französischen Gräueltaten achselzuckend beiseite. In jenen Tagen war ich in Essen mit einem einflußreichen englischen Berichterstatter zusammen, der seiner Abscheu über das französische Treiben Ausdruck gab. Ich fragte ihn, warum er denn nicht diese Abscheu in den Berichten an sein Blatt zum Ausdruck brächte; er gab darauf etwa folgende bezeichnende Antwort: Wir haben jahrelang unserem Publikum eingehämmert, daß die Deutschen Hunnen seien und die Franzosen Vorkämpfer für Recht und Gesittung. Die Masse glaubt daran. Wenn wir nun jetzt aber plötzlich behaupten wollten, es wäre alles umgekehrt richtig, ja, wem sollte das Publikum da noch glauben?«

Vgl. Schultze Pfaelzer, Propaganda, Zitat S. 147.

90 Der pejorative Begriff »Finanzjude« wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geläufig; anfangs diente er vor allem als Synonym zum Begriff des »Hofjuden«. So schrieb der Leipziger Historiker Georg Voigt in seiner Abhandlung Die Wiederbelebung des classischen Alterthums oder das erste Jahrhundert des Humanismus (1859): Kaiser Friedrich III. (1415 – 1493) habe seine Zeit zumeist »mit Gartenzucht und Hausthieren, mit Geld und Edelsteinen, mit ökonomischen Berechnungen und Finanzjuden« verschwendet. Auch ein 1864 anonym veröffentlichter Artikel der Historisch-politischen Blätter für das katholische Deutschland sprach von Joseph Süß Oppenheimer als einem »Finanzjuden des Herzogs Karl Alexander«. Seit den 1890er Jahren griffen dann völkische Ideologen die Begriffe »Finanzjude« und »Finanzjudentum« vermehrt auf, um jüdische Börsenhändler und Finanzmagnaten wie etwa die Rothschilds zu attackieren. Dass dabei diese beiden Begriffe nun eine verschwörungstheoretische Konnotation erhielten, entsprach den zunehmend paranoiden Bedrohungsszenarien, die antisemitische Ideologen damals entwickelten. Zu ihrer Popularisierung dürfte das Traktat La France juive (1886) des französischen Journalisten Édouard Drumont entscheidend beigetragen haben, in dem ebenfalls von den »Finanzjuden« die Rede ist. Die Schrift wurde in der französischen wie auch in der deutschen Rechten stark rezipiert; die deutsche Übersetzung Das verjudete Frankreich erschien 1889 bereits in sechster Auflage. Hitler verwendete den Begriff »Finanzjudentum« zwar vergleichsweise selten, doch behielt er in seiner Deutung der Welt einen festen Platz. So erklärte er in seiner berüchtigten Reichstagsrede vom 30. 1. 1939: »Wenn es dem internationalen Finanzjudentum in und außerhalb Europas gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, dann wird das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde und damit der Sieg des Judentums sein, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa.«

Vgl. Domarus, Hitler, Bd. 3, Zitat S. 1058; Voigt, Wiederbelebung, Zitat S. 377; Der verstorbene König von Württemberg, Zitat S. 435; Freimut, Blutmorde, S. 77; Drumont, Frankreich, Bd. 1, Zitat S. 319; Kap. I/3, Anm. 26; Kap. I/10, Anm. 48.

91 Der hier dargestellte Gegensatz zwischen »Judentum« und Großbritannien diente Hitler zur Legitimation seines auch im eigenen Lager umstrittenen Wunschziels eines deutsch-britischen Bündnisses. Seine Aussage widersprach dabei merklich der Perzeption anderer völkischer Autoren, die Großbritannien als ein Land porträtierten, das besonders stark unter jüdischer Herrschaft stünde. Verwiesen wurde hier zum einen auf prominente, assimilierte Juden im britischen Adel und in den Regierungen Großbritanniens – insbesondere auf den 1868/69 sowie von 1874 bis 1880 amtierenden britischen Premierminister Benjamin Disraeli –, zum anderen auf die angebliche jüdische Dominanz »unter den Besitzern, Leitern, Redakteuren und Mitarbeitern« englischer Zeitungen, so Theodor Fritsch in seinem Handbuch der Judenfrage. Der um die Jahrhundertwende auch in Großbritannien grassierende Antisemitismus wurde dabei kaum registriert. Als sich in den Jahren 1938 – 1940 Hitlers Hoffnung auf ein deutsch-britisches Bündnis endgültig zerschlug, bediente sich schließlich auch die deutsche Propaganda wieder verstärkt des antisemitischen Klischees vom »verjudeten« Großbritannien.

Vgl. Marr, Sieg, S. 30, 35 f.; Fritsch (Hrsg.), Handbuch, Zitat S. 472; Semi-Imperator, S. 83 – 95; Winzer, Judenfrage, S. 43 – 81; VB vom 31. 5. 1923, »Die jüdische Presse in England«; Krieger, England; Wirsing, Familien; Poliakov, Geschichte, Bd. 8, S. 58 – 90; Anm. 107, 112, 176 in diesem Kapitel.

bleibt selbst den Staaten, die kein direktes Interesse an unserer vollständigen Vernichtung besitzen, gar nichts anderes übrig, als an den Raubzügen Frankreichs teilzunehmen, und wäre es nur aus dem Grunde, durch ein solches Mitgehen und Teilnehmen am Raube wenigstens die ausschließliche Stärkung Frankreichs allein zu verhindern.

Zum zweiten darf#1929: eingefügt: die Schwierigkeit nicht übersehen werden die Schwierigkeit#1929: gestrichen: die Schwierigkeit, in den uns bisher feindlichen Ländern eine Umstellung der durch Massenpropaganda in einer bestimmten Richtung beeinflußten großen Volksschichte [sic!] vorzunehmen. Man kann eben nicht jahrelang ein Volkstum als »hunnisch«, »räuberhaft«, »vandalisch« usw. hinstellen87, um plötzlich über Nacht das Gegenteil zu entdecken und den ehemaligen Feind als morgigen Bundesgenossen zu empfehlen.88

Noch mehr Aufmerksamkeit jedoch muß#1933: jedoch muß ersetzt durch: muß jedoch der#1929: der ersetzt durch: einer dritten Tatsache zugewendet werden, die von wesentlicher Bedeutung für die Ausgestaltung der kommenden europäischen Bündnisverhältnisse sein wird.

So gering das Interesse Englands an einer weiteren Vernichtung Deutschlands, von#1929: gering das Interesse Englands an einer weiteren Vernichtung Deutschlands, von ersetzt durch: gering, von britisch-staatlichen Gesichtspunkten aus gesehen,#1929: eingefügt: das Interesse Englands an einer weiteren Vernichtung Deutschlands ist, so groß aber ist dasjenige des internationalen Börsenjudentums89 an einer solchen Entwicklung. Der Zwiespalt zwischen der offiziellen oder besser gesagt traditionellen britischen Staatskunst und den maßgebenden jüdischen Börsenkräften zeigt sich nirgends besser als in der verschiedenen Stellungnahme#1929: eingefügt: zu den Fragen der englischen Außenpolitik gegenüber#1929: gestrichen: gegenüber. Das Finanzjudentum90 wünscht, entgegengesetzt#1929: entgegengesetzt ersetzt durch: entgegen den Interessen des britischen Staatswohles#1937: Staatswohles ersetzt durch: Staatswohls;
1939: Staatswohles;
1944: Staatswohls, nicht nur die restlose wirtschaftliche Vernichtung Deutschlands, sondern auch die vollkommene politische Versklavung.91 Die Internationalisierung unserer deutschen Wirtschaft, d. h. die Übernahme der deutschen Arbeitskraft in den Besitz der jüdischen Weltfinanz läßt sich#1929: eingefügt: restlos nur durchführen in einem politisch bolschewisierten#1937: bolschewisierten ersetzt durch: bolschewistischen Staat. Soll die marxistische Kampftruppe des internationalen jüdischen Börsenkapitals aber dem deutschen Nationalstaat endgültig das Rückgrat