Band II, Kapitel 10
Im Winter des Jahres 1919 und noch mehr im Frühjahr und Sommer 1920 wurde die junge Partei gezwungen, zu einer Frage Stellung zu nehmen, die schon im Kriege zu außerordentlicher Bedeutung emporstieg. Ich habe im ersten Band in der kurzen Schilderung der mir persönlich sichtbar gewordenen Merkmale des drohenden deutschen Zusammenbruchs auf die besondere Art der Propaganda hingewiesen, die sowohl von seiten der Engländer als auch der Franzosen zur Aufreißung der alten Kluft zwischen Nord und Süd stattfand.1 Im Frühjahr 1915 erschienen die ersten systematischen Hetzblätter gegen Preußen, als den Alleinschuldigen am Kriege.2 Bis zum Jahre 1916 war dieses System zu einem vollständigen, ebenso geschickten wie niederträchtigen Ausbau gekommen. Die auf die niedersten#1944: niedersten ersetzt durch: niedrigsten Instinkte berechnete Verhetzung des Süddeutschen gegen den Norddeutschen begann auch schon nach kurzer Zeit Früchte zu tragen.3 Es ist ein Vorwurf, den man gegen die damaligen maßgebenden Stellen sowohl in der Regierung als#1937: als ersetzt durch: wie;
1939: als;
1944: wie auch in der Heeresleitung – besser, in den bayerischen Kommandostellen – erheben muß, und den diese nicht von sich abschütteln können, daß sie in gottverblendeter [sic!] Pflichtvergessenheit nicht mit der notwendigen Entschlossenheit dagegen eingeschritten sind.4 Man tat nichts! Im Gegenteil, an verschiedenen Stellen schien man es gar nicht so ungern zu sehen und war vielleicht borniert genug, zu denken, daß durch eine solche Propaganda nicht nur der Einheitsentwicklung des deutschen Volkes ein Riegel vorgeschoben werden würde, sondern daß damit auch automatisch eine Stärkung der föderativen Kräfte eintreten müßte.5 Kaum jemals in der Geschichte ist eine bös-