Band II, Kapitel 2
wundere man sich dann nicht, wenn man bei der Erörterung dieses Problems reale Gesichtspunkte möglichst vermeidet, um sich statt dessen in einem#1929: einem ersetzt durch: ein Gemengsel von »ethischen«, »sittlichen«, »moralischen« und sonstigen ideellen Werten, Aufgaben und Zielen einzugraben.5
Ganz allgemein kann man drei Auffassungen unterscheiden:
a) die Gruppe derjenigen, die im Staat einfach eine mehr oder weniger freiwillige Zusammenfassung von Menschen unter eine#1939: eine ersetzt durch: einer [sic!] Regierungsgewalt erblicken.
Diese Gruppe ist die zahlreichste. In ihren Reihen befinden sich besonders die Anbeter unseres heutigen Legitimitätsprinzips, in deren Augen der Wille der Menschen bei dieser ganzen Angelegenheit überhaupt keine Rolle spielt. In der Tatsache des Bestehens eines Staates liegt für diese Heiligen#1929: diese Heiligen ersetzt durch: sie allein schon seine#1937: seine ersetzt durch: eine;
1939: seine;
1944: eine geweihte Unverletzlichkeit begründet. Um diesen Wahnsinn menschlicher Gehirne zu stützen#1933: stützen ersetzt durch: schützen, braucht man eine geradezu hündische Verehrung der sogenannten Staatsautorität. In den Köpfen dieser#1929: dieser ersetzt durch: solcher Leute wird im Handumdrehen aus einem Mittel der endgültige Zweck gemacht. Der Staat ist nicht mehr da, um den Menschen zu dienen, sondern die Menschen sind da, um eine Staatsautorität, die noch den letzten, irgendwie beamteten Geist umschließt, anzubeten. Damit der Zustand dieser stillen, verzückten Verehrung sich nicht in einen solchen der Unruhe verwandle, ist die Staatsautorität ihrerseits nur dazu da, die Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten#1930: aufrecht zu erhalten ersetzt durch: aufrechtzuerhalten. Auch sie ist jetzt ein#1933: ein ersetzt durch: kein Zweck und kein Mittel mehr. Die Staatsautorität hat für Ruhe und Ordnung zu sorgen und die Ruhe und Ordnung hat der Staatsautorität umgekehrt wieder das Dasein zu ermöglichen.6 Innerhalb dieser beiden Pole hat dann#1929: gestrichen: dann das ganze Leben zu kreisen.
In Bayern wird eine solche Auffassung in erster Linie von den Staatskünstlern des bayerischen Zentrums, genannt »Bayerische Volkspartei«7 vertreten; in Österreich waren es die schwarz-gelben#1937: schwarz-gelben ersetzt durch: schwarzgelben;
1939: schwarz-gelben Legitimisten8, im Reiche selber sind es leider häufig sogenannte konservative Elemente, deren Vorstellung über den Staat sich in diesen Bahnen bewegt.9