Das verlockende Erbe <span class="pagenumber">[156]</span>

142 Obwohl Deutschland schon am 2. 8. 1914 mit dem Osmanischen Reich ein Bündnis abgeschlossen hatte, dauerte es bis Oktober 1914, ehe dieses in den Krieg eintrat. Binnen kurzer Zeit kämpften osmanische Truppen dann aber »an drei Fronten – im Kaukasus gegen Russland, am Suezkanal und in Mesopotamien gegen Frankreich und vor allem England und ab Frühjahr 1915 gegen die alliierte Landung auf der Halbinsel Gallipoli«. Das Osmanische Reich war indes, da es über keine nennenswerte Rüstungsindustrie verfügte, auf einen Krieg kaum vorbereitet und daher stark auf Rüstungsimporte durch die Mittelmächte angewiesen. Versuche, dem Osmanischen Reich über die Donau Hilfstransporte zukommen zu lassen, scheiterten allerdings bis Herbst 1915 am Widerstand Serbiens. Die umfangreiche Hilfe, die das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn dem Osmanischen Reich während des Ersten Weltkriegs leistete (1916 befanden sich bereits rund 10.000 deutsche Soldaten auf dem orientalischen Kriegsschauplatz), zahlte sich – entgegen Hitlers Implikation – strategisch für die Mittelmächte sehr wohl aus. Die türkischen Kriegsanstrengungen trugen wesentlich dazu bei, dass die Mittelmächte sich lange Zeit gegenüber der Entente behaupten konnten. Dafür musste das Osmanische Reich einen hohen Preis zahlen: Seine Armee erlitt überdurchschnittlich hohe Verluste. Die Gesamtverluste an Toten (einschließlich solcher Soldaten, die später ihren Verwundungen erlagen oder an Krankheiten starben) werden auf bis zu 800.000 Mann geschätzt. Der von der osmanischen Regierung 1915/16 veranlasste Genozid an den Armeniern wurde schon zeitgenössisch bekannt, spielte in Hitlers Einschätzung des ehemaligen Bündnispartners aber keine Rolle. Dies belegt seine Polemik gegen die »Sympathie der gemachten öffentlichen Meinung« zugunsten der Armenier, die er am 24. 5. 1930 im Illustrierten Beobachter publizierte.

Vgl. Hitler, Reden, Bd. III/3, Dok. 49, Zitat S. 203; Trumpener, Germany, S. 366; Trumpener, Empire, S. 337; Overmans, Kriegsverluste, S. 664 f.; Will, Hoffnung, S. 781 – 783, 789 – 793; Will, Griff, S. 19 – 23; Akçam, Crime; Leonhard, Büchse, passim, Zitat S. 230. 

die Türkei als stiller Teilhaber anzugehören schien, verstärkte diese Gefahr auf das außerordentlichste.142

Die internationale jüdische Weltfinanz brauchte aber diese Lockmittel, um den langersehnten Plan einer Vernichtung des in die allgemeine überstaatliche Finanz- und Wirtschaftskontrolle noch nicht sich fügenden Deutschland# 1937: Deutschland ersetzt durch: Deutschlands durchführen zu können.143 Nur damit konnte man eine Koalition zusammenschmieden, stark und mutig gemacht durch die reine Zahl der nun marschierenden Millionenheere, bereit, dem gehörnten Siegfried144 endlich auf den Leib zu rücken.

Das Bündnis mit der Habsburgermonarchie# 1939: Habsburgermonarchie ersetzt durch: Habsburger-Monarchie;
1944: Habsburgermonarchie , das mich schon in Österreich immer mit Mißmut erfüllt hatte, begann nun zur Ursache langer innerer Prüfungen zu werden, die mich in der Folgezeit aber auch# 1926: gestrichen: aber auch nur noch mehr in der schon vorgefaßten Meinung bestärkten.

Ich machte schon damals in den kleinen Kreisen, in denen ich überhaupt verkehrte145, kein Hehl aus meiner Überzeugung, daß dieser unselige Vertrag mit einem zum Untergange bestimmten Staat auch zu einem katastrophalen Zusammenbruch Deutschlands führen werde, wenn man sich nicht noch zur rechten Zeit loszulösen verstünde. Ich habe in dieser meiner felsenfesten Überzeugung auch keinen Augenblick geschwankt, als endlich der Sturm des Weltkrieges jede vernünftige Überlegung ausgeschaltet zu haben schien und der Taumel der Begeisterung auch# 1926: gestrichen: auch die Stellen ergriffen# 1926: ergriffen ersetzt durch: mitergriffen hatte, für die es nur kälteste Wirklichkeitsbetrachtung geben durfte.146 Auch während ich selbst an der Front stand, vertrat ich, wo immer über diese Probleme gesprochen wurde, meine Meinung, daß der Bund je schneller desto besser für die deutsche Nation abgebrochen werden müßte, und daß die Preisgabe der Habsburgischen# 1937: Habsburgischen ersetzt durch: habsburgischen Monarchie dafür# 1944: gestrichen: dafür überhaupt kein Opfer wäre, wenn Deutschland dadurch eine Beschränkung seiner Gegner erfahren# 1930: erfahren ersetzt durch: erreichen könnte; denn nicht für die Erhaltung einer verluderten Dynastie hatten sich die Millionen den Stahlhelm aufgebunden, als# 1930: als ersetzt durch: sondern vielmehr für die Rettung der deutschen Nation.147

Einige Male vor dem Kriege da# 1926: gestrichen: da schien es, als ob wenigstens in einem Lager ein leiser Zweifel an der Richtigkeit der eingeschlagenen Bündnispolitik auftauchen wollte. Deutschkonservative Kreise be-