Der Munitionsstreik – das größte Gaunerstück <span class="pagenumber">[205]</span>

47 Unmittelbar nach der Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn am 23. 5. 1915 – die italienische Kriegserklärung an das Deutsche Reich erfolgte erst am 28 . 8. 1916 – eröffneten zwei italienische Armeen eine Offensive in Richtung Triest. Doch sollten sie die Hafenstadt bis Kriegsende nie erreichen. Vielmehr fraß sich der italienische Angriff schon bald im Gebiet des Isonzo fest, einem Fluss im damaligen österreichisch-italienischen Grenzgebiet. Dennoch suchte das italienische Oberkommando unter General Luigi Cadorna, eine Entscheidung an dieser Front unter allen Umständen zu erzwingen. Die Offensiven brachten kaum Geländegewinne, sorgten auf italienischer Seite allerdings für sehr schwere Verluste. Immerhin schien nach der 11.  Isonzo-Schlacht im August/September 1917 der Zusammenbruch der österreichischen Front unmittelbar bevorzustehen. Nachdem daraufhin eine deutsche Armee die ausgebluteten österreichischen Verbände verstärkt hatte, konnten die Mittelmächte am 24. 10. 1917 zur Offensive übergehen. Relativ unerwartet gelang den Angreifern ein Durchbruch bei Karfreit/Caporetto; kurz darauf drängten sie die italienischen Truppen bis zur Piave zurück. Das »Wunder von Karfreit« wurde für Italien zu einer beispiellosen Katastrophe – »Italien verlor 30 000 Tote und Verwundete. Zunächst 294 000 und nach der Schlacht insgesamt 370 000 Soldaten gingen in Gefangenschaft.« Nur durch den Einsatz alliierter Truppen in Oberitalien ließ sich die völlige Niederlage Italiens abwenden. Nach der Stabilisierung der italienischen Front an der Piave konnte die italienische Seite erst Ende Oktober 1918 in der Schlacht von Vittorio Veneto wieder die Initiative erlangen.

Vgl. Simčič, Schlachten; Rauchensteiner, Waffentreue; Jordan, Krieg, bes.S. 328 – 372; Leonhard, Büchse, bes.S. 627 – 631, Zitat S. 630; Kap. I/4, Anm. 28.

49 Die deutsche Frühjahrsoffensive, deren Vorbereitungen im Oktober 1917 begannen, war der letzte Versuch der OHL, militärisch doch noch einen »Siegfrieden« zu erzwingen. Trotz der Erschöpfung der Mittelmächte öffnete sich für diese durch ihren Sieg an der Isonzo-Front im Oktober/November 1917, durch den Waffenstillstand mit Rumänien am 10. 11. 1917 und durch den Frieden von Brest-Litowsk mit Russland vom 3. 3. 1918 ein kurzes Zeitfenster, in dem eine erfolgreiche Offensive noch einmal möglich schien. Noch bevor die amerikanischen Truppen – die USA hatten dem Deutschen Reich am 6. 4. 1917 den Krieg erklärt – ihre quantitative Überlegenheit auf dem europäischen Kriegsschauplatz ausspielen würden, sollte das Westheer durch die Truppen der ehemaligen Ostfront verstärkt werden und dann möglichst bald zum Angriff antreten. Das eigentliche Problem der Offensiven, welche die Deutschen zwischen dem 21. 3.  und 18. 7. in mehreren Wellen zwischen Arras und Reims eröffneten, war, dass ihnen kein wirkliches operatives Konzept zugrunde lag. Überliefert ist von Ludendorff die Bemerkung: »Das Wort ›Operation‹ verbitte ich mir. Wir hauen ein Loch hinein. Das weitere findet sich.« Dennoch konnte die deutsche Seite die Front nochmals bis zu 60 Kilometer vorschieben und die Distanz zu Paris auf 92 Kilometer verkürzen. Damit aber waren die letzten deutschen Reserven verbraucht; allein die Anfangsoffensive kostete das deutsche Heer 240.000 Gefallene und Verwundete. Seit Juli 1918 begann sich das Blatt endgültig zu wenden, mit der Niederlage bei Amiens in der Zeit vom 8. 8. bis 11. 8. war allen Eingeweihten, vor allem der OHL klar, dass der Krieg für die Mittelmächte militärisch verloren war.

Vgl. Middlebrook, Battle; Kitchen, Offensives; Zabecki, Offensives; Sheen, Offensives; Leonhard, Büchse, S. 827 – 855; Kap. II/13, Anm. 50.

50 Gemeint ist der »Januarstreik«, der am 28. 1. 1918 vom Spartakusbund unter der Losung »Frieden und Brot!« ausgerufen wurde – derselben Parole, der sich auch die Bolschewiki in Russland bedient hatten. Verbunden war damit die Forderung nach einem Frieden »ohne Annexionen und Kontributionen«. An dem Streik, der seinen Ursprung in der Metall- und Rüstungsindustrie hatte, beteiligten sich in ganz Deutschland knapp eine Millionen Menschen. Nachdem der Belagerungszustand über Berlin verhängt worden war und nach schweren Zusammenstößen, die Verwundete und Tote forderten, endete der Streik am 3. 2. 1918. Dass sich an der Streikleitung auch Führer der Mehrheitssozialdemokraten wie Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann beteiligten, wurde ihnen von der politisch Rechten zum Vorwurf gemacht. Dabei wurde ignoriert, dass die Beteiligung mit dem expliziten Ziel einhergegangen war, den Streik zu beenden bzw. wenigstens einzudämmen. Vor allem im völkischen Lager galt der »Januarstreik« als eine angeblich jüdische Strategie, die russischen Bolschewiki bei ihren Verhandlungen in Brest-Litowsk und deren Idee einer Weltrevolution zu unterstützen.

Vgl. Mühlhausen, Ebert, S. 93 f.; Luban, Massenstreiks; Boll, Januarstreik; Leonhard, Büchse, bes.S. 872 – 874; Kap. II/6, Anm. 37, 38.

51 Anspielung auf einen Artikel im Vorwärts, dem Zentralorgan der SPD, vom 20. 10. 1918. Bezeichnenderweise verschweigt Hitler, dass der Artikel erst nach dem ergangenen deutschen Waffenstillstandsangebot veröffentlicht wurde. Auch warnte der Artikel explizit vor einem zu harten Frieden: »Diesen Krieg«, so schrieb der Vorwärts, »werden wir nicht gewinnen. Wir kämpfen keinen Augenblick länger als wir müssen, und wir kämpfen nicht um den Sieg, sondern um einen Frieden, der nicht den Keim neuer Kriege in sich trägt. Deutschland soll – das ist unser fester Wille als Sozialisten – seine Kriegsflagge für immer streichen, ohne sie das letztemal siegreich heimgebracht zu haben. Wehrlos kann kein Frieden uns machen. Sicherheit gibt auch dem Sieger nur ein Frieden, der alle entwaffnet und aus Feinden Freunde macht. Aber eine Gefahr auch für ihn ist ein Frieden, in den ein Volk heimkehrt, um in der blutigen Geschichte der Vergangenheit zu lesen, daß die Besiegten von heute die Sieger von morgen sind!« Der Hass gegen den Vorwärts von Seiten der völkischen Rechten war nach Beginn des Ersten Weltkriegs groß, da das Blatt unter Chefredakteur Rudolf Hilferding mehrfach gegen den Krieg und die Bereitschaft der SPD-Führung zur Bewilligung der Kriegskredite Stellung bezogen hatte. Erst Friedrich Stampfer, der am 9. 11. 1916 Chefredakteur wurde, konnte das Blatt wieder auf Parteilinie bringen. Der Vorwärts, im Ersten Weltkrieg wiederholt behördlich verboten, wurde nach Kriegsende das Ziel permanenter Angriffe der radikalen Rechten, wobei stets der Vorwurf des »Dolchstoßes« im Vordergrund stand.

Vgl. Vorwärts vom 20. 10. 1918, »Der gerade Weg« (Herv. i. Orig.); Fritsch (Hrsg.), Handbuch, S. 559; Wrisberg, Weg, S. 12 – 15; Knesebeck, Wahrheit, S. 98; Schulze, Vorwärts, bes.S. 338 – 340, Niess, Revolution, S. 48 f.; Kap. I/10, Anm. 13.

Hoffnung und frischen Mut. Die Überzeugung, daß der Kampf nun dennoch mit einem Siege Deutschlands enden würde, begann die Truppe immer mehr zu erfassen. Man konnte nun# 1926: gestrichen: nun wieder singen hören, und die Unglücksraben wurden seltener. Man glaubte wieder an die Zukunft des Vaterlandes.

Besonders der italienische Zusammenbruch des Herbstes 191747 hatte die wundervollste Wirkung ausgeübt; sah man doch in diesem Siege den Beweis für die Möglichkeit, auch abseits des russischen Kriegsschauplatzes die Front durchbrechen zu können. Ein wundervoller# 1926: wundervoller ersetzt durch: herrlicher Glaube strömte nun wieder in die Herzen der Millionen und ließ sie mit aufatmender Zuversicht dem Frühjahr 1918 entgegenharren. Der Gegner aber war ersichtlich deprimiert. In diesem Winter blieb er# 1930: er ersetzt durch: es etwas ruhiger als sonst. Es trat die Ruhe vor dem Sturme ein.48

Während nun# 1930: Während nun ersetzt durch: Doch während gerade die Front die letzten Vorbereitungen zur endlichen Beendigung des ewigen Kampfes vornahm, endlose Transporte an Menschen und Material an die Westfront rollten und die Truppe die Ausbildung zum großen Angriff erhielt49, brach in Deutschland das größte Gaunerstück des ganzen Krieges, bis dorthin überhaupt, aus# 1926: Krieges, bis dorthin überhaupt, aus ersetzt durch: Krieges aus .

Deutschland sollte nicht siegen; so hatte man denn in# 1930: siegen; so hatte man denn in ersetzt durch: siegen: in letzter Stunde, da der Sieg sich schon an die deutschen Fahnen zu heften drohte,# 1930: eingefügt: griff man zu einem Mittel gegriffen# 1930: gestrichen: gegriffen , das geeignet erschien, um# 1930: gestrichen: um mit einem Schlage den deutschen Angriff des Frühjahrs# 1937: Frühjahrs ersetzt durch: Frühjahres;
1944: Frühjahrs im Keime zu ersticken, den Sieg aber# 1926: gestrichen: aber unmöglich zu machen.

Man organisierte den Munitionsstreik.50

Wenn er gelang, mußte die deutsche Front zusammenbrechen,# 1926: eingefügt: und der Wunsch des »Vorwärts« aber# 1926: gestrichen: aber , daß der Sieg sich dieses Mal nicht mehr an die deutschen Fahnen flechten sollte# 1930: flechten sollte ersetzt durch: heften möge , in Erfüllung gehen.51 Die Front mußte unter dem Mangel an Munition in wenigen Wochen durchstoßen sein, die Offensive war damit verhindert, die Entente gerettet, das internationale Kapital aber zum Herrn Deutschlands gemacht; denn dieses war das innere Ziel des marxistischen Völkerbetruges# 1926: gemacht; denn dieses war das innere Ziel des marxistischen Völkerbetruges ersetzt durch: gemacht, das innere Ziel des marxistischen Völkerbetruges erreicht .