Die Südtiroler Frage <span class="pagenumber">[283]</span>

117 Zu den im Frieden von Saint-Germain vom 10. 9. 1919 festgelegten, empfindlichen Territorialverlusten Österreichs gehörte auch die Abtretung der südlich des Brenners gelegenen Teile Tirols an Italien. Wie die meisten seiner Zeitgenossen verstand Hitler unter Südtirol vor allem dessen nördlichen, auch als Deutsch-Südtirol bezeichneten Teil, dessen rund 260.000 Einwohner (1921) überwiegend deutschsprachig waren. Italiener stellten hingegen die Majorität im südlichen Teil (Trentino). Der Erwerb Südtirols war eines der zentralen Kriegsziele Italiens gewesen, für dessen Erreichung Rom der Entente im Londoner Vertrag vom 26. 4. 1915 den Eintritt in den Weltkrieg gegen die Mittelmächte zugesichert hatte.

Vgl. Staatsgesetzblatt für die Republik Österreich (1920), S. 995 – 1245, bes.S. 1028 – 1047; Fellner, Vertrag; Zöllner, Geschichte (1990), S. 494 f.; Miehsler, Südtirol, S. 136, 139 f.; Woller, Geschichte, S. 80; Kap. I/4, Anm. 28. Zur in der Zwischenkriegszeit viel diskutierten »Südtiroler Frage« und Hitlers Stellung zu ihr

vgl. Anm. 124 in diesem Kapitel.

122 Gegen die im Frieden von Saint-Germain vom 10. 9. 1919 bestimmte Abtrennung Südtirols formierte sich in Österreich massiver Protest. Erfolglos blieb ein Hilferuf, den die Tiroler Landesregierung am 2. 4. 1919 während der Friedensverhandlungen an den deutschen Reichsminister des Auswärtigen, Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau, richtete, »um die Zerreißung und damit den Untergang alten deutschen Landes zu verhindern«. Als die österreichische Nationalversammlung am 6. 9. 1919 über die Annahme des Friedensvertrags von Saint-Germain abstimmte, verließen die Abgeordneten Tirols und der Südsteiermark aus Protest den Saal. Widerspruch kam auch vom Verein für das Deutschtum im Ausland, für den der Schulrat Wilhelm Rohmeder 1919 die Broschüre Das Deutschtum in Südtirol vorlegte. Am 17. 12. 1925 fand in der Volkshalle des Wiener Rathauses eine Kundgebung gegen die von Rom betriebene Italianisierungspolitik in Südtirol statt, am 17. 2. 1926 kritisierte der österreichische Bundeskanzlers Rudolf Ramek in einer Rede vor dem Hauptausschuss des österreichischen Nationalrats die italienische Südtirolpolitik.

Vgl. ADÖ, Bd. 2, Zitat S. 82; Bd. 5, S. 483 – 489; Rohmeder, Deutschtum; Tages-Post vom 19. 12. 1925, »Große Kundgebung gegen den faszistischen Terror in Südtirol«; VB vom 22. 12. 1925, »Der Kampf gegen die deutschen Schulen in Südtirol«; Klusacek/ Stimmer (Hrsg.), Dokumentation, bes.S. 77 f., 88.

den selben Stunden Frankreich sich Stück für Stück aus dem Leibe unseres Volkskörpers riß116 und#1929: eingefügt: uns die Grundlagen unserer Unabhängigkeit und selbständigen Existenz#1929: gestrichen: und selbständigen Existenz planmäßig entzogen wurden.

Ich muß dabei eines besonderen Steckenpferdes gedenken, das in diesen Jahren der Jude mit außerordentlicher Geschicklichkeit ritt: Südtirol.117

Jawohl, Südtirol. Wem von unseren Spießbürgern brennt dabei nicht gleich die Flamme der hellen Empörung aus dem geistreichen Gesicht!#1929: gestrichen: Wem von unseren Spießbürgern brennt dabei nicht gleich die Flamme der hellen Empörung aus dem geistreichen Gesicht! Wenn ich mich hier an dieser Stelle gerade mit dieser Frage beschäftige, dann nicht zum letzten, um eine Abrechnung zu halten mit jenem allerverlogensten Pack, das sich hier anmaßt, bauend auf#1929: sich hier anmaßt, bauend auf ersetzt durch: das, auf die Vergeßlichkeit und Dummheit unserer breiteren#1939: breiteren ersetzt durch: breiten;
1944: breiteren Schichten#1929: eingefügt: bauend, sich hier anmaßt; 1944: ersetzt durch: bauend, sich hier anmaßte118, eine nationale Empörung zu mimen, die besonders diesen#1929: diesen ersetzt durch: den parlamentarischen Betrügern fernerliegt als einer Elster redliche Eigentumsbegriffe.

Voraussetzend möchte ich#1929: Voraussetzend möchte ich ersetzt durch: Ich möchte betonen, daß ich persönlich zu den Leuten gehörte, die, als über das Schicksal Südtirols mitentschieden wurde, also angefangen vom August 1914 bis zum November 1918, sich dorthin stellten, wo die praktische Verteidigung auch dieses Gebietes stattfand, nämlich in das Heer. Ich habe in diesen Jahren meinen Teil mitgekämpft, nicht damit Südtirol verloren wird#1929: verloren wird ersetzt durch: verloren geht;
1937: verlorengeht;
1939: verloren geht;
1944: verlorengeht, sondern damit es genau so wie jedes andere deutsche Land dem Vaterland erhalten bleibt.

Wer damals nicht mitkämpfte, das waren die parlamentarischen Strauchdiebe, dieses gesamte politisierende Parteigesindel. Im Gegenteil, während wir kämpften#1929: gestrichen: kämpften in der Überzeugung#1929: eingefügt: kämpften, daß nur ein siegreicher Ausgang des Krieges allein auch dieses Südtirol dem deutschen Volkstum erhalten würde, haben die Mäuler dieser Ephialtesse119 gegen diesen Sieg so lange gehetzt und gewühlt, bis endlich der kämpfende Siegfried120 dem hinterhältigen Dolchstoß121 erlag. Denn die Erhaltung Südtirols in deutschem Besitz war natürlich nicht garantiert durch die verlogenen Brandreden schneidiger Parlamentarier am Wiener Rathausplatz#1944: Rathausplatz ersetzt durch: Ballhausplatz122 oder vor der Münchner#1933: Münchner ersetzt durch: Münchener Feldherrnhalle123, sondern nur durch die Bataillone der