Band II, Kapitel 13
vom übrigen Europa ungehemmt, den Schutz einer Politik zu übernehmen vermag, die sich so oder so eines Tages mit englischen Interessen kreuzen muß. England kann niemals ein Frankreich wünschen, das im Besitz der ungeheueren#1933: ungeheueren ersetzt durch: ungeheuren westeuropäischen Eisen- und Kohlengruben77 die Voraussetzungen zu einer gefahrdrohenden wirtschaftlichen Weltstellung erhält. Und England kann weiter niemals ein Frankreich wünschen, dessen kontinentalpolitische#1937: kontinentalpolitische ersetzt durch: kontinentalpolitische;
1939: kontinentalpolitische Lage dank der Zertrümmerung des übrigen Europas als so gesichert erscheint, daß die Wiederaufnahme der größeren Linie einer französischen Weltpolitik nicht nur ermöglicht, sondern geradezu erzwungen wird. Die Zeppelinbomben von einst78 könnten sich jede Nacht vertausendfachen; die militärische Übermacht Frankreichs drückt schwer auf das Herz des großbritannischen Weltreiches.
Aber auch Italien kann und wird eine weitere Festigung der französischen Vormachtstellung in Europa nicht wünschen. Italiens Zukunft wird immer in einer#1929: in einer ersetzt durch: durch eine Entwicklung liegen#1929: liegen ersetzt durch: bedingt sein, die gebietsmäßig sich um das Mittelländische Meerbecken gruppiert.79 Was Italien in den Krieg trieb, war wirklich nicht die Sucht, Frankreich zu vergrößern, als#1930: als ersetzt durch: sondern vielmehr die Absicht, dem verhaßten adriatischen Rivalen80 den Todesstoß zu geben. Jede weitere kontinentale Stärkung Frankreichs bedeutet jedoch für die Zukunft eine Hemmung Italiens, wobei man sich nie darüber täuschen soll, daß verwandtschaftliche Verhältnisse unter den Völkern in keinerlei Weise Rivalitäten auszuschalten vermögen.
Bei nüchternster und kältester Überlegung sind es heute in erster Linie diese beiden Staaten England und Italien, deren natürlichste eigene Interessen den Existenzvoraussetzungen der deutschen Nation wenigstens im allerwesentlichsten nicht entgegenstehen, ja in einem bestimmten Maße sich mit ihnen identifizieren.
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Allerdings dürfen wir bei der Beurteilung einer solchen Bündnismöglichkeit drei Faktoren nicht übersehen. Der erste liegt bei uns, die beiden anderen bei den in Frage kommenden Staaten selber.