Band II, Kapitel 7
Als äußeren Anlaß zu der Aktion benützte man ein höchst geheimnisvolles Attentat auf einen Landtagsabgeordneten namens Erhard Auer. Besagter Erhard Auer sollte abends von irgend jemand angeschossen worden sein. Das heißt, er war es nicht tatsächlich, aber es sei versucht worden, auf ihn zu schießen.126 Fabelhafte Geistesgegenwart sowie der sprichwörtliche Mut des sozialdemokratischen Parteiführers hätten aber den frevelhaften Angriff nicht nur vereitelt, sondern die verruchten Täter selbst in schmählichste Flucht geschlagen. Sie waren so eilig und so weit geflohen, daß die Polizei auch später von ihnen nicht mehr die leiseste Spur erwischen konnte.127 Dieser geheimnisvolle Vorgang wurde von dem Organ der Sozialdemokratischen#1944: Sozialdemokratischen ersetzt durch: sozialdemokratischen Partei in München128 nun benützt, um in maßlosester Weise gegen die Bewegung zu hetzen und darunter auch in altgewohnter Geschwätzigkeit anzudeuten, was demnächst kommen müsse. Es sei dafür gesorgt, daß unsere Bäume nicht in den Himmel wüchsen, sondern daß von proletarischen Fäusten nun rechtzeitig eingegriffen würde.129
Und wenige Tage später war schon der Tag des Eingriffs [sic!] da.
Eine Versammlung im Münchner#1930: Münchner ersetzt durch: Münchener Hofbräuhausfestsaal, in der ich selber sprechen sollte, war zur endgültigen Auseinandersetzung gewählt worden.
Am 4. 11. 21#1937: 4. 11. 21 ersetzt durch: 4. November 1921;
1939: 4. 11. 21;
1944: 4. November 1921 erhielt ich nachmittags zwischen sechs und sieben Uhr die ersten positiven Nachrichten, daß die Versammlung unbedingt gesprengt werden würde130 und daß man zu diesem Zweck besonders aus einigen roten Betrieben große Arbeitermassen in die Versammlung zu schicken beabsichtige. 131
Einem unglücklichen Zufall war es zuzuschreiben, daß wir diese Verständigung nicht schon früher bekamen. Wir hatten am selben Tage unsere alte ehrwürdige Geschäftsstelle in der Sterneckergasse in München aufgegeben und waren in eine neue übersiedelt#1937: übersiedelt ersetzt durch: übergesiedelt132, das heißt wir waren aus der alten fort, konnten aber in die neue nicht hinein, weil in ihr noch gearbeitet wurde. Da auch das Telephon in der einen abgerissen und in der zweiten noch nicht eingebaut war, sind#1939: sind ersetzt durch: ist;
1944: sind an diesem Tage eine ganze Anzahl telephonischer Versuche, die beabsichtigte Sprengung uns mitzuteilen, vergeblich gewesen.