Band II, Kapitel 5
Programm der Bewegung in seinen Schlußzielen wohl unbedingt richtig ist, in der Formulierung jedoch Rücksicht auf psychologische Momente nehmen mußte, kann im Laufe der Zeit sehr wohl die Überzeugung aufkommen, daß im einzelnen vielleicht bestimmte Leitsätze anders gefaßt werden, eine bessere Formulierung erhalten müßten. Jeder Versuch dazu wirkt sich aber meist verhängnisvoll aus. Denn damit wird etwas, das unerschütterlich fest sein sollte, der Diskussion anheimgegeben, die, sowie einmal ein einzelner Punkt der glaubensmäßig dogmatischen Festlegung entzogen ist, nicht ohne weiteres eine neue, bessere und vor allem einheitliche Festlegung ergeben#1944: ergeben ersetzt durch: ergibt, sondern viel eher zu endlosen Debatten und zu einer allgemeinen Wirrnis führen wird.30 Es bleibt in einem solchen Fall immer abzuwägen, was besser ist: eine neue, glücklichere Formulierung, die eine Auseinandersetzung innerhalb der Bewegung veranlaßt, oder eine im Augenblick vielleicht nicht allerbeste Form, die aber einen in sich geschlossenen, unerschütterlichen, innerlich ganz einheitlichen Organismus darstellt. Und jede Prüfung wird ergeben, daß letzteres vorzuziehen ist. Denn da es sich bei Abänderungen#1937: Abänderungen ersetzt durch: Änderungen;
1939: Abänderungen immer nur um die äußere Formgebung handelt, werden solche Korrekturen immer wieder als möglich oder wünschenswert erscheinen. Endlich besteht aber bei der Oberflächlichkeit der Menschen die große Gefahr, daß sie in dieser rein äußeren#1944: äußeren ersetzt durch: äußerlichen
1944: wesentlichste ersetzt durch: wesentliche Formulierung eines Programms die wesentlichste# Aufgabe einer Bewegung sehen. Damit tritt#1937: tritt ersetzt durch: treten;
1939: tritt dann der Wille und die Kraft zur Verfechtung der Idee selbst zurück, und die Aktivität, die sich nach außen wenden sollte, wird sich in inneren programmatischen Kämpfen aufreiben.
Bei einer in großen Zügen tatsächlich richtigen Lehre ist es weniger schädlich, eine Fassung, selbst wenn sie der Wirklichkeit nicht mehr ganz entsprechen sollte, beizubehalten#1930: beizubehalten ersetzt durch: beibehalten [sic!];
1933: beizubehalten, als durch eine Verbesserung derselben ein bisher als graniten geltendes Grundgesetz der Bewegung der allgemeinen Diskussion mit ihren übelsten Folgeerscheinungen auszuliefern. Unmöglich ist es vor allem so lange, als eine Bewegung selbst erst um den Sieg kämpft. Denn wie will man Menschen mit blindem Glauben an die Richtigkeit einer Lehre er-