Die erste Versammlung <span class="pagenumber">[376]</span>

136 Es handelt sich vermutlich um den Schreibwarenhändler Josef Berchtold (1897 – 1962), der im selben Haus (Tal 54) wohnte, in dem sich auch das Sterneckerbräu befand. Seit Januar 1921 war Berchtold 1.  Kassier der NSDAP, im Juni/Juli 1921 war er auch verantwortlicher Schriftleiter von Der Nationalsozialist – einem Ersatzblatt des damals verbotenen Völkischen Beobachters. Ende Juli 1921 verließ Berchtold jedoch während der Parteikrise aus Protest gegen Hitler die NSDAP – ein möglicher Grund, warum Hitler ihn nicht namentlich nennt. Im März 1922 trat Berchtold allerdings wieder in die NSDAP ein und übernahm wenig später eine führende Aufgabe in der SA.

Vgl. StA, München, Pol. Dir. 6708; VB vom 24. 7. 1921, [Aufruf]; Tyrell, Trommler, S. 130 mit Anm. 514; Joachimsthaler, Weg, S. 284 mit Anm. 876; Lilla (Hrsg.), Statisten, S. 32 f.; Kap. II/11, Anm. 42.

140 Bei dem Referenten handelte es sich um Erich Kühn, den Schriftleiter der einflussreichen völkischen Zeitschrift Deutschlands Erneuerung. Kühn sprach zum Thema »Die Judenfrage – eine deutsche Frage«. Nach Hitler, der sich lediglich zur Diskussion meldete, kamen noch ein Vertreter des DVSTB namens Kreller sowie Max Sesselmann, führender Funktionär der DsP in München, zu Wort. Die Anwesenheitsliste der Versammlung mit 75 Namen hat sich erhalten. Auf ihrer Rückseite finden sich weitere Angaben von Personen, die offenbar zu der Versammlung persönlich eingeladen waren oder erwartet wurden, darunter Franz Ritter von Epp, der völkische Aktivist Paul Tafel, der Münchner Stadtrat Max Gerstl sowie Hauptmann Karl Mayr, Leiter der Münchner Propagandaabteilung der Reichswehr. Allein aus diesen Namen wird die Vernetzung der DAP in den völkischen Kreisen Münchens deutlich, von denen sie noch stark abhängig war.

Vgl. IfZ-Archiv, MA 733: Anwesenheitslisten; Münchener Beobachter vom 22. 10. 1919, »Aus der Bewegung«; Plöckinger, Soldaten, S. 158 – 160. 

141 Mit Blick auf das spätere Ausscheiden von Karl Harrer aus der DAP konstruiert Hitler hier einen Konflikt, den es in dieser Form nie gegeben hat. Hitler war bis Anfang 1920 weder der einzige, noch der wichtigste Redner der DAP; Redner wie Gottfried Feder oder Dietrich Eckart erreichten damals aufgrund ihrer viel höheren Prominenz ein wesentlich größeres Publikum als Hitler. Auch trat Hitler kaum jemals allein als Redner auf, meist war er – wie auch im vorliegenden Fall – nicht einmal Hauptredner. In einigen Fällen beschränkten sich seine Beiträge lediglich auf Wortmeldungen bei Diskussionen. Entgegen Hitlers Darstellung verließ sich die DAP bei dieser Versammlung auf die Bekanntheit Erich Kühns und den Einfluss des DVSTB. Hitlers Name spielte dabei keine Rolle.

Vgl. BayHStA, RWGrKdo 4, 285: Berichte; Jäckel/ Kuhn (Hrsg.), Hitler, Dok. 67, 73; Deuerlein, Eintritt, S. 188; Anm. 195 in diesem Kapitel.

Der Erfolg war ein jämmerlicher.

Ich erinnere mich noch, wie ich selber in dieser ersten Zeit einmal an die achtzig dieser Zettel ausgetragen hatte, und wie wir nun am Abend auf die Volksmassen warteten, die da kommen sollten.

Mit einstündiger Verspätung mußte endlich der »Vorsitzende«134 die »Versammlung« eröffnen. Wir waren wieder sieben Mann, die alten Sieben.135

Wir gingen dazu über, die Einladungszettel in einem Münchner# 1937: Münchner ersetzt durch: Münchener;
1939: Münchner;
1944: Münchener Schreibwarengeschäft auf der Maschine schreiben und vervielfältigen zu lassen.136 Der Erfolg war# 1930: war ersetzt durch: bestand bei der nächsten Versammlung einige Zuhörer# 1930: einige Zuhörer ersetzt durch: in einigen Zuhörern mehr. So stieg die Zahl langsam von elf auf dreizehn, endlich auf siebzehn, auf dreiundzwanzig, auf vierunddreißig Zuhörer.

Durch ganz kleine Geldsammlungen im Kreise von uns armen Teufeln wurden die Mittel aufgebracht, um endlich eine Versammlung durch eine Anzeige des damals unabhängigen »Münchener Beobachters« in München ankündigen lassen zu können.137 Der Erfolg war dieses Mal allerdings erstaunlich. Wir hatten eine# 1930: eine ersetzt durch: die Versammlung in den# 1930: in den ersetzt durch: im Münchner# 1933: Münchner ersetzt durch: Münchener Hofbräuhauskeller138 angesetzt (nicht zu verwechseln mit dem Münchner# 1933: Münchner ersetzt durch: Münchener Hofbräuhaus-Festsaal), einem kleinen Saal von knapp einhundertdreißig Personen Fassungsraum.139 Mir selber erschien der Raum wie eine große Halle, und jeder von uns bangte, ob es gelingen würde, an dem betreffenden Abend dieses »mächtige« Gebäude mit Menschen zu füllen.

Um sieben Uhr waren einhundertelf Personen anwesend, und die Versammlung wurde eröffnet.

Ein Münchner# 1933: Münchner ersetzt durch: Münchener Professor hielt das Hauptreferat, und ich sollte als Zweiter# 1939: Zweiter ersetzt durch: zweiter zum ersten Male öffentlich sprechen.140

In den Augen des# 1930: In den Augen des ersetzt durch: Dem damaligen ersten Vorsitzenden der Partei, Herrn Harrer, erschien die Sache als ein großes Wagnis. Der sonst sicherlich redliche Herr hatte nun einmal die Überzeugung, daß ich wohl verschiedenes könnte, aber nur nicht reden. Von dieser Meinung war er auch in der Folgezeit nicht abzubringen.141

Die Sache kam anders. Mir waren in dieser ersten als# 1939: gestrichen: als; 1944: wieder eingefügt: als öffentlich anzusprechenden Versammlung zwanzig Minuten Redezeit zugebilligt worden.