Band I, Kapitel 7
Meine erste Hoffnung war noch immer, daß es sich bei dem Landesverrat nur um eine mehr oder minder örtliche Sache handeln konnte. Ich versuchte auch einige Kameraden in dieser Richtung zu bestärken. Besonders meine bayerischen Lazarettgenossen waren dem mehr als zugänglich. Die Stimmung war da alles andere eher als »revolutionär«. Ich konnte mir auch# 1926: gestrichen: auch nicht vorstellen, daß auch in München der Wahnsinn ausbrechen würde. Die Treue zum ehrwürdigen Hause Wittelsbach86 schien mir denn doch fester zu sein als der Wille einiger Juden. So konnte ich nicht anders als glauben, daß es sich um einen Putsch der Marine handle, der in den nächsten Tagen niedergeschlagen werden würde.
Die nächsten Tage kamen, und mit ihnen die entsetzlichste Gewißheit meines Lebens. Immer drückender wurden nun die Gerüchte. Was ich für eine lokale Sache gehalten hatte, sollte eine allgemeine Revolution sein. Dazu kamen nun# 1926: gestrichen: nun die schmachvollen Nachrichten von der Front. Man wollte kapitulieren. Ja war denn so# 1926: Ja war denn so ersetzt durch: Ja, war so etwas überhaupt auch nur möglich?
Am 10. November kam der Pastor in das Lazarett zu einer kleinen Ansprache; nun erfuhren wir alles.
Ich war, auf das äußerste erregt, auch bei der kurzen Rede anwesend. Der alte, würdige Herr schien sehr zu zittern, als er uns mitteilte, daß das Haus Hohenzollern87 nun die deutsche Kaiserkrone nicht mehr tragen dürfe, daß das Vaterland nun# 1926: gestrichen: nun »Republik« geworden sei88, und# 1930: gestrichen: und daß man nun# 1930: gestrichen: nun den Allmächtigen bitten müsse, diesem Wandel seinen Segen nicht zu versagen und unser Volk in den kommenden Zeiten nicht verlassen zu wollen. Er konnte dabei wohl nicht anders, er mußte in wenigen Worten des königlichen Hauses gedenken, wollte dessen Verdienste in Pommern, in Preußen, nein um das deutsche Vaterland würdigen, und – da begann er denn# 1930: gestrichen: denn leise in sich hineinzuweinen – in dem kleinen Saale aber legte sich tiefste Niedergeschlagenheit wohl auf alle Herzen, und ich glaube, daß kein Auge die Tränen zurückzuhalten vermochte. Als aber der alte Herr nun# 1926: gestrichen: nun weiter zu erzählen versuchte und mitzuteilen begann, daß wir den langen Krieg nun beenden müßten, ja daß nun# 1926: nun ersetzt durch: nunmehr;
1930: gestrichen: nunmehr wohl# 1930: gestrichen: wohl unser Vaterland schweren Bedrückungen ausgesetzt sein würde# 1930: gestrichen: schweren Bedrückungen ausgesetzt sein würde für