Band I, Kapitel 3
Einem einzigen unter ihnen hielt das Schicksal noch einmal die Fackel über die Zukunft seines Landes empor, dann verlosch sie für immer.
Joseph II., römischer Kaiser der deutschen Nation49, sah in fliegender Angst, wie sein Haus auf die äußerste Kante des Reiches gedrängt, dereinst im Strudel eines Völkerbabylons50 verschwinden müßte, wenn nicht in letzter Stunde das Versäumte der Väter wieder gutgemacht würde.51 Mit übermenschlicher Kraft stemmte sich der »Freund der Menschen«52 gegen die Fahrlässigkeit der Vorfahren und suchte in einem Jahrzehnt einzuholen, was Jahrhunderte vordem versäumten.53 Wären ihm nur vierzig Jahre vergönnt gewesen zu seiner Arbeit und hätten nach ihm auch nur zwei Generationen in gleicher Weise das begonnene Werk fortgeführt, so würde das Wunder wahrscheinlich gelungen sein. Als er aber nach kaum zehn Jahren Regierung54, zermürbt an Leib und Seele55, starb, sank mit ihm auch sein Werk in das Grab, um, nicht mehr wiedererweckt, in der Kapuzinergruft56 auf ewig zu entschlafen.57
Seine Nachfolger waren der Aufgabe weder geistig noch willensmäßig gewachsen.58
Als nun durch Europa die ersten revolutionären Wetterzeichen einer neuen Zeit flammten, da begann auch Österreich langsam nach und nach Feuer zu fangen. Allein als der Brand endlich ausbrach, da wurde die Glut schon weniger durch soziale, gesellschaftliche oder auch allgemein politische Ursachen angefacht als vielmehr durch Triebkräfte völkischen Ursprungs.
Die Revolution des Jahres 1848 konnte überall Klassenkampf sein, so war sie jedoch in Österreich# 1926: so war sie jedoch in Österreich ersetzt durch: in Österreich jedoch war sie schon der Beginn eines neuen Rassenstreites.59 Indem damals nun# 1926: gestrichen: nun der Deutsche, diesen Ursprung vergessend oder nicht erkennend, sich in den Dienst der revolutionären Erhebung stellte, besiegelte er damit sein eigenes Los. Er half mit, den Geist der westlichen Demokratie zu erwecken, der in kurzer Zeit ihm die Grundlagen der eigenen Existenz entzog.
Mit der Bildung eines parlamentarischen Vertretungskörpers# 1939: Vertretungskörpers ersetzt durch: Vertreterkörpers;
1944: Vertretungskörpers ohne die vorhergehende Niederlegung und Festigung einer gemeinsamen Staatssprache60 war der Grundstein zum Ende der Vorherr-