Band I, Kapitel 2
von dieser oder jener Sache geschaffen hat, findet, wird es entweder korrigierend oder ergänzend wirken, also entweder die Richtigkeit oder Deutlichkeit desselben erhöhen. Legt nun das Leben plötzlich irgendeine Frage zur Prüfung oder Beantwortung vor, so wird bei einer solchen Art des Lesens das Gedächtnis augenblicklich zum Maßstabe des schon vorhandenen Anschauungsbildes greifen und aus ihm alle die in Jahrzehnten gesammelten einzelnen diese Frage# 1933: Frage ersetzt durch: Fragen betreffenden Beiträge herausholen, dem Verstande unterbreiten zur Prüfung und neuen Einsichtnahme, bis die Frage geklärt oder beantwortet ist.
Nur so hat das Lesen dann einen# 1926: gestrichen: einen Sinn und Zweck.85
Ein Redner zum Beispiel, der nicht auf solche Weise seinem Verstande die nötigen Unterlagen liefert, wird nie in der Lage sein, bei Widerspruch zwingend seine Ansicht zu vertreten, mag sie auch tausendmal der Wahrheit oder Wirklichkeit entsprechen. Bei jeder Diskussion wird ihn das Gedächtnis schnöde im Stiche lassen; er wird weder Gründe zur Erhärtung des von ihm selbst Behaupteten, noch solche zur Widerlegung des Gegners finden. Solange es sich nun# 1926: nun ersetzt durch: dabei , wie bei einem Redner, in erster Linie nur um die Blamage der eigenen Person handelt, mag dies noch hingehen# 1944: hingehen ersetzt durch: angehen , böse aber wird es, wenn das Schicksal einen solchen »Vielwisser« aber# 1926: »Vielwisser« aber ersetzt durch: Vielwisser aber Nichtskönner zum Leiter eines Staates bestellt.
Ich habe mich seit früher Jugend bemüht, auf richtige Art zu lesen und wurde dabei in glücklichster Weise von Gedächtnis und Verstand unterstützt.86 Und in solchem Sinne betrachtet, war für mich besonders die Wiener Zeit fruchtbar und wertvoll.87 Die Erfahrungen des täglichen Lebens bildeten die Anregung zu immer neuem Studium der verschiedensten Probleme. Indem ich endlich so in der Lage war, die Wirklichkeit theoretisch zu begründen, die Theorie zur# 1926: zur ersetzt durch: an der Wirklichkeit zu prüfen, wurde ich davor bewahrt, weder# 1937: weder ersetzt durch: entweder in der Theorie zu ersticken, noch# 1937: ersticken, noch ersetzt durch: ersticken oder in der Wirklichkeit zu verflachen.
So wurde denn# 1926: gestrichen: denn in dieser Zeit noch in zwei anderen wichtigsten# 1926: noch in zwei anderen wichtigsten ersetzt durch: in zwei wichtigsten Fragen, außer der sozialen, die Erfahrung des täglichen Lebens bestimmend und anregend für gründlichstes theoretisches Studium.